Morrissey - Live At Earls Court

Morrissey: Live At Earls Court (Sanctuary / Rough Trade)

Für knapp 20.000 Menschen gab es am 18. Dezember 2004 ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk. Der aus Kalifornien heimgekehrte Morrissey gab im Londoner Earls Court ein umjubeltes Konzert, das dieser Tage als Konserve für die Daheimgebliebenen erschienen ist. Wir erinnern uns: Morrissey gelang 2004 mit „You Are The Quarry“ ein fulminantes Comeback, dem in punkto Relevanz vielleicht nur die Rückkehr von David Gedges Wedding Present gleichgestellt werden kann. Jedenfalls freuten wir uns, und umso größer ist für uns, die wir noch immer auf die Bestätigung des ersten Morrissey-Gigs hierzulande warten, die Begeisterung ob dieses genialen Live-Albums. Ein Blick auf die Tracklist lässt zunächst alten Smiths-Fans Tränen in die Augen treten, denn wer sich bis dato mit der eher breiig klingenden Smiths-Live-Platte „Rank“ zufrieden geben musste, wird sich nun zumindest mit einigen Smiths-Klassikern im 1A-Sound trösten dürfen. Wer hätte schon damit gerechnet, „Bigmouth Strikes Again“ nochmal so zu hören zu bekommen? Da frischt Morrissey gar den Text auf, und aus „… and her walkman started to melt“ wird „… her ipod started to melt“. Das nennen wir erfolgreiche Erneuerung. „Live At Earls Court“ besticht vor allem durch seinen vorzüglichen Sound, Morrisseys hörbare Spielfreude und eine rundweg gelungene und keinesfalls erwartbare Songauswahl. Das Konzert beginnt, durchaus atypisch, mit dem alten Smiths-Klassiker „How Soon Is Now“ und hat mit „November Spawned A Monster“ und „Bigmouth Strikes Again“ gleich zu Beginn zwei unbestreitbare Höhepunkte. Über die Songauswahl ließe sich noch viel Löbliches sagen, genauso wie es angesichts des Oeuvres dieses Ausnahmemusikers genügend Leute geben wird, die genau „ihr“ Lied vermissen werden. Der Rezensent ist allerdings mit „There Is A Light That Never Goes Out“ vollkommen glücklich. Ein wenig Kitsch muss sein! Darum ist es auch egal, dass es als Cover ausgerechnet Patti Smiths „Redondo Beach“ sein musste. Und auch das klingt eigentlich gar nicht schlecht. Der Großartigkeit dieser längst überfälligen Platte tut das gar keinen Abbruch!