Hot Chip: The Warning - Eine zukünftige Lieblingsscheibe

Hot Chip: The Warning (Labels / EMI)

Das ist mal wieder eine dieser Platten, die sich mit jedem Hören ein Stückchen weiter öffnen, bis man schließlich verzückt feststellt, dass es sich hierbei um eine zukünftige Lieblingsscheibe handelt. Und man nicht umhin kommt, sich streckenweise einfach zu freuen, über wunderschöne Popmusik mit Gefühl, Gesang, packendem Chorus und elektronischem Einfallsreichtum. Was schon beim Vorgänger „Coming On strong“ ins Auge bzw. Ohr stach, war der Ansatz zur behänden Mischung aus Freude am Tanzen und indiesongorientierter Liedstruktur. Konsequent und logisch wurde an diesem Konzept weitergetüftelt und die Beats aus der Garage geholt. „The Warning“ offenbart an manchen Stellen in der Tat eine Vorliebe der Produzenten für Garage, Funk und Soul, kann darüber hinaus aber von nahezu jedem Stil populärer Musikkultur eine Prise mit unterbringen. Das macht Spaß und klingt ehrlich. Musikalische Verweise, Vergleiche und Assoziationen liegen nahe, gleich mehrere an der Zahl. Hier eine Spur LCD Soundsystem, dort Erlend Øyes Zaghaftigkeit, der grenzensprengende Einfallsreichtum von Prince und auf den Punkt gebrachte Disco- bis Housebeats. Was sich im ersten Moment bekannt anhört, erscheint im nächsten Moment in neuem Glanz. Die Mischung macht's. Und die ist vielfältig, komplex und überraschend. Die Unterschiedlichkeit der einzelnen Songs wie die Integration ganz diverser Stile machen das Album auch schnell zu einem Lieblingsalbum: Lullaby, Sommertanzsmasher, Ohrwurm, alles inklusive. Auch wenn sich um Hot Chip ein neuer (Medien)Hype heraufbeschwört, bleibt „The Warning“ ein rundum schönes Stück, das ein bisschen mehr Aufmerksamkeit durchaus verdient hat. Sympathisch bleiben Band und Musik sowieso. Von der englischen Webseite des hoffnungsvollen Quartetts strahlt Joe Goddard mit gewagter Frisur und unterstützt den vermeintlichen Eindruck, dass es sich bei den Hot Chips um humorvolle Gesellen dreht. Es kommt noch besser. Die Haarpracht darf an gleicher Stelle bewertet und kommentiert werden. Ganz nah an den Fans also. Und dabei kennzeichnen sich weder Musik noch die dafür Verantwortlichen, trotz hörbarer Trendverdächtigkeit, durch übereifriges, verkaufsförderndes Imagetraining aus. Da haben sich wohl ein paar Könner gefunden und als zweite Singleauskopplung („Boy from School“) auch gleich einen ganz persönlichen Anspieltipp gewählt. Live vorerst nur auf dem Melt!-Festival zu erleben…