Bloc Party: A Weekend In The City – Großstadtparanoia galore

Bloc Party: Weekend In The City (V2 / Rough Trade)

Sie haben sich nicht in der Falle verheddert, in die so viele Bands beim „schwierigen, zweiten Album“ tappen. Bloc Party kopieren weder das Erfolgsrezept von „Silent Alarm“, diesem Monster von einem Debütalbum, noch haben sie sich in komplett neue Kleider geworfen. Auf „A Weekend In The City“ gehen sie weiter – verwundeter und wütender. Es ist ein grandioses zweites Album geworden, in dem Chöre brummen, die Gitarren etwas in den Hintergrund treten und sich Industrial-Beats wie ein dunkler Teerteppich über alles legen. Dass Kele Okereke in letzter Zeit sehr viele Smiths-Platten gehört hat, merkt man den Texten an, in denen Großstadtromantik keinen Platz hat. Sie handeln von langen Wochenendnächten und dem verkaterten Morgen danach, von Kokain-Kicks, frustrierendem Sex, Religion, Angst, Selbstmord und Ignoranz. In „Where Is Home“ nimmt Okereke Bezug auf das Schicksal eines engen Freundes, der nach einem rassistisch motivierten Überfall starb: „In every headline / we are reminded / that this is not home for us / I want to stamp on the face / of every young policeman today / and break the fingers of every old judge / to cut off the feet of every ballerina I can.“ Im Interview mit dem „Observer“ geht der Sohn nigerianischer Einwanderer noch weiter: „Immer, wenn ich in einen Pub in London gehe, habe ich Angst. Ich glaube, es ist nur eine Frage der Zeit, bis etwas passiert.“ Das Album-Cover stammt übrigens von der deutschen Photographin Rut Blees Luxemburg. Es zeigt eine Londoner Straße. Auf den mehrspurigen Fahrbahnen leuchten die verzerrten Autos wie Kometen. Im Mai kommt die Band, die schon jetzt eines der Alben des Jahres abgeliefert hat, zu uns auf Tour.