The Mars Volta: The Bedlam in Goliath – Eingängigkeit und Eigenart

The Mars Volta: The Bedlam in Goliath (Universal)

„De-loused in the Comatorium“, das Debutalbum der beiden Afro-Köpfe Cedric Bixler-Zavala und Omar Rodriguez-Lopez und ihrer Band, hatte für frischen Wind in den Gehörgängen trauernder At the Drive-In-Jünger gesorgt. Als sie mit ihrem verkopften und cineastischen Zweitwerk „Frances The Mute“ nach den Sternen griffen und das verspulte „Amputechture“ über vielen Köpfen nichts als Fragezeichen hinterließ, spalteten sie die Musikkritiker engültig in zwei Lager. Entweder man hatte die wirren Kompositionen in sein Herz geschlossen, oder ihnen jeglichen Zugang dazu verweigert. Ihr vierter Streich „The Bedlam in Goliath“, samt zahlreicher Schauermärchen um dessen Entstehungsgeschichte, dürfte einige der über den Köpfen schwebenden Fragezeichen in Ausrufezeichen verwandeln, denn: The Mars Volta schreiben wieder Songs. Der Knoten scheint geplatzt, die jazzige und verkopfte Arrangement des Vorgängers „Amputechture“ überwunden. Die neuen Songs der acht Perfektionisten wehen befreit, voller Spielfreude und salsatanzend über den Hörer hinweg. Mit dem Opener „Aberinkula“ schmeißen sie den Hörer direkt mit einem stürmischen Refrain ins Getummel, gehen nahtlos in das beschwörende „Metatron“ über und bieten mit „Ilyena“ und „Wax Simulacra“ sogar zwei kompakte Prog-Pop-Singles. Zwar gehen viele Songs noch immer nicht unter der 7-Minuten-Marke ins Ziel, behalten diese allerdings stets vor Augen und verlieren sich selten in überladene, wirre Arrangements. Vor allem das Saxophon von Adrian Terraza bekommt nicht nur in den verschleierten und mystischen Klängen eines „Tourniquet Man“ und „Soothsayer“ seinen großen Auftritt. Auch Thomas Pridgen triumphiert als neuer Trommler mit seinen virtuosen Rhythmen imposant über die apokalyptischen Reiter, die The Mars Volta mit ihrem neuen Allbum beschworen haben. Für Freunde ihrer unzugänglichen Klangwelten mag „The Bedlam in Goliath“ möglicherweise ein Rückschritt darstellen, dennoch scheinen sie endlich einen sinnvollen Mittelweg zwischen Eingängigkeit und Eigenart gefunden zu haben. Live beglücken sie uns ab Ende dieser Woche!