The Notwist: The Devil, You+Me - Emotional und tiefgehend

The Notiwst: The Devil, You+Me (City Slang / Universal)

2002 war das Jahr, in dem die Weilheimer Notwists mit „Neon Golden“ Einzug in nahezu jedes Independent- und Elektronika-Wohnzimmer hielten. Das ist schon allerhand, mit einem Album derart Konsens zu schaffen und auf fast schon verschwörerische Art Pop, kleinteilige Knöpfchenschrauberei, Jazzerfahrung und intelligente Komposition zusammen zu bringen. 2008 kommt nach den zahlreichen Veröffentlichungen diverser Seitenprojekte wie 13 & God, Console, The Tied & Tickled Trio ein neues Album. „The Devil, You + Me“ hat es nach dieser Vorgeschichte nicht leicht. Mit einem so erfolgreichen großen Bruder heißt es, den hoffnungsvollen Erwartungen gerecht werden zu können. Die Unvoreingenommenheit, welche „Neon Golden“ noch ganz wohlmeinend entgegen gebracht wurde, weicht nun kritischer Beobachtung. Und so klingen die ersten Töne schön, typisch Notwist. Gitarren schlagen dezente Rhythmen an, begleiten filigrane Elektronik und untermalen den gewohnt narrativen Gesang. Sehr ruhig, das ist der erste Eindruck. Dieser ist nicht ganz falsch, jedoch kommen bei jedem weiteren Anhören (es darf gerne mehrmals sein!) neue Eindrücke hinzu, die das Bild vervollständigen: „The Devil, You + Me“ ist ein sehr emotionales, tiefgehendes, stellenweise melancholisches Werk geworden. Musik, komponiert aus vielen Instrumenten, die man alle gerne live hören möchte. Bestenfalls besucht man deshalb die aktuelle Tour von Notwist in bestuhlten Räumen mit guter Akustik. Bis zu diesem Moment empfiehlt es sich, Zeit und einen Kopfhörer zur Hand zu nehmen und die Tiefe aller Klangebenen ausführlich zu genießen. Dann ist es auch nicht mehr ganz so schlimm, dass das Konzert vielleicht nicht bestuhlt ist.