Bloc Party: Intimacy - Kreissägen und zerfahrene Breakbeats

Bloc Party: Intimacy (Cooperative / Universal)

Und schwups da war es da: „Intimacy“. Das Erscheinungsdatum des dritten Werkes des Londoner Exportschlagers Bloc Party wurde gerade einmal knapp eine Woche vor seinem Internet-Release offiziell angekündigt. Seit dem 21. August waren die ersten Album-Tracks downloadbar. Am 24. Oktober kam das Album dann offiziell mit einigen weiteren Stücken in die Läden. Und nicht nur im Hinblick auf die Veröffentlichungsstrategie folgen die vier Burschen den Pfaden ihrer Landsmänner von Radiohead. Auch musikalisch ist auf „Intimacy“ eine deutliche Hinwendung zu synthetischen Klängen aus dem Computer festzustellen, mit denen Thom Yorke und Co. auf „Kid A“ einst ihren Sound revolutionierten. Bloc Party bestreiten diesen Weg allerdings in Tanzschuhen. Ein treibendes Mellotron leitet „Ares“ ein, das mit seinen Kreissägen-Gitarren und zerfahrenen Breakbeats zum Zappeltanz anregt. Die sich wiederholenden Sprachsamples eines „Mercury“ erweisen sich auf Dauer allerdings als klettengleicher Nervfaktor. Die dunklen Saiten, die die Band auf dem Vorgänger „A Weekend in the City“ bereits anstimmte, finden sich auch auf „Intimacy“ wieder. So glänzt nicht nur „Biko“ mit seinen atmosphärischen Pickings auf der Chorus-Gitarre. Vor allem die hervorragende Single „Talons“ (nur auf der physischen Version des Albums enthalten) sticht mit ihrer lyrischen Selbstkasteiung von Sänger Kele Okereke hervor. Tanz und Melancholie, garniert mit einem hohen Maß an Experimentierfreude elektronischer Art machen „Intimacy“ zu einem durchaus gelungenen Nachfolger des hervorragenden „A Weekend in the City“. Allerdings erreichen die Songs weder textlich, noch in ihrer musikalischen Stringenz die Stärke des Vorgängers. Um endgültig aus dem großen Sumpf der britischen Schrammelrock-Hypes abzuheben, reicht es jedoch allemal. Die Tatsache, dass Bloc Party erneut Tanzlaune und Gefühle der Niedergeschlagenheit unter einen Hut bringen, ist durchaus viel wert. Nach dem Release-Konzert im Berliner Flughafen Tempelhof Ende Oktober stehen nun auch die Dates für die große Tour im kommenden Februar fest.