Roger Waters: The Roger Waters Collection (CD-/DVD-Box)

Roger Waters: The Roger Waters Collection [7CD/1DVD] (Columbia / Sony Music)

Eine späte Abbitte: Der Schreibknecht konnte mit den von Roger Waters dominierten Pink Floyd-Alben ('76 – '85) stets deutlich weniger anfangen als mit allem, was davor und danach kam. Da lag die Vermutung nahe, dass Waters' Soloschaffen – also sozusagen das Reindestillat von „The Wall“ – erst recht kein Vergnügen bereiten würde. Ein gewaltiger Irrtum, dessen Korrektur mit Hilfe der hier versammelten sämtlichen Soloalben des Bassisten, Gitarristen, Sängers und Komponisten über die gesamte, lange Distanz Spaß macht.

Enthalten sind also „The Pros And Cons of Hitch-Hiking“ ('84), „Radio KAOS“ ('87), „In The Flesh“ ('00) sowie die Oper (KEINE Rock-Oper) „Ça ira“

('05). Allein schon wegen der Entdeckung von „Amused To Death“ '92 hat sich die Box-Beschäftigung gelohnt: Das sich an Neil Postmans Buch „Amusing Ourselves to Death“ orientierende gesellschaftskritische Epos brilliert mit einem stringenten Konzept, starken Melodien sowie einer unüberbietbaren Gästeliste. Beispielsweise Jeff Beck (guit) hinterlässt fast überall kräftige Farbtupfer, weitere Highlights bieten P.P. Arnold (voc), Don Henley (voc), B.J. Cole (pedal steel), Steve Lukather (guit) oder Geoff Whitehorn (guit). Nummern wie „What God Wants“ oder „It's A Miracle“ brauchen sich vor keinen Pink Floyd-Kompositionen zu verstecken.

Die häufigen Touren und teils bombastischen Auftritte vor allem mit „The Wall“-Material werden durch „In The Flesh“ dokumentiert, das als Doppel-CD wie als Konzertfilm auf DVD enthalten ist. Die Aufnahmen entstanden am 27. Juni 2000 in der Rose Garden Arena in Portland/Oregon und belegen neben vielen anderen Dingen auch, wie viel Waters eigentlich selbst singt. Optisch macht auch Linkshänder-Gitarrist Doyle Bramhall II einiges her, der mit einer Kette rumläuft, die an ein Rummelplatz-Lebkuchenherz erinnert. Ein besonderes Highlight bietet „Comfortably Numb“, bei dessen legendärem Solo sich Bramhall mit dem einfach großartigen Snowy White abwechselt.

Dieses empfehlenswerte Box-Set erschien hierzulande anlässlich der Deutschland-Tournee von Waters „The Wall“-Reisezirkus im vergangenen Juni.

Pros:

– Selten hat es so viel Freude bereitet, unrecht zu behalten.

– Das Design der Box selbst ist ein Vergnügen.

– Ausgesprochener Smile Price.

– „In The Flesh“ sowohl als Doppel-CD wie als DVD enthalten.

– „Amused To Death“ ist eine besonders hörenswerte Entdeckung.

Cons:

– Keine Texte, auch das Libretto von „Ca Ira“ wird schmerzlich vermisst.

– Schriftgröße im Booklet nur für Ameisen und Lupenfetischisten zuträglich.