Nachricht vom 20.12.2004 (kr)
MØrkeskye: Magazinkunst für Trollgroll und Heidenlärm
Mit dem "MØrkeskye" erschien soeben zum bereits zehnten Mal eine Musikzeitschrift, für das die Bezeichnung "Fanzine" zwar vielleicht zutreffend, aber auch die Untertreibung des Jahrzehnts ist. Denn was beispielsweise Hintergrundwissen der Redaktion, Humor, offensichtliche Liebe zur Sache, Typographie sowie Druck&Papier angeht, schlägt das Blatt die meisten am Kiosk liegenden Musikgazetten um Längen. Besonders wohltuend fällt im Vergleich zu Mainstream-Postillen wie Rock Fart und Lock It! (halbe Seite Anzeige ergibt halbe Seite Redaktion/Interview) die Unabhängigkeit des Blattes auf. "MØrkeskye" kommt, wie Herausgeber Thor freundlicherweise erläutert, aus dem Altnorwegischen und ist heute nicht mehr direkt zu übersetzen. Es bezeichnet die dunkle Landschaft im Nordlicht, die (zu kurz greifende) wörtliche Übertragung hieße "dunkle Wolken". Überhaupt nicht wolkig ist das Heftkonzept: Laut Untertitel "Trollgroll, Heidenlärm, Kaos sowie atmosphärischer & intensiver Musik" gewidmet, liegt das Haupterkenntnisinteresse der Redaktionsrumpelwichte auf dem "künstlerischen Aufbruch des nordischen Metal". Thor zum Thema: "Während in Skandinavien Kirchen brannten, gab es ja nicht nur Kriminelle, sondern auch damals schon phantastische Bands wie The Third And The Mortal, Ulver, wenig später in Deutschland Empyrium, Lunar Aurora.." Recht hat er. Dabei kennt man keine oder wenig Scheuklappen: Die aktuelle Nummer etwa versammelt eher erwartungsgemäße Stories zu Borknagar oder Dark Fortress mit Tellerrandschleudern wie den Trip-Rockern The Gathering, den Proggies Paatos oder den israelischen Folk-Metallos Orphaned Land. Um das Leserglück vollkommen zu machen, enthält Ausgabe Nr. 10 eine CD, die allein schon den Heftpreis von 6,50 Euro mehr als wert ist, werden hier doch Raritäten wie etwa Debüt-Demos von Ephemeral Sun oder Todesbonden (extrem scharfe Dead Can Dance-Nachfolger) aufgeboten. Im krassen Unterschied zu den Industrie-Samplern der Kioskbladeln (in die Label ihre Bands einfach gegen Geld einbuchen) vollzieht dieser "Crossing All Borders"-Sampler wie ein gutes Mixtape einen stilistischen Bogen, erzählt eine Geschichte: Von meditativem akustischen Nordfolk (Ainulindale) geht die Reise über eine sterbenstraurige Orchestersuite (Nostalgia) und besagt-phantastische Todesbonden bis hin zu biestigem Black Metal (Lunar Aurora). Freunde von "atmosphärischer & intensiver Musik" sollten sich, wenn's sonst keiner tut, das Mag am besten selbst zu Weihnachten schenken, zum Donnerdrummel!
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