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Nachricht vom 19.09.2011 (kr)

Lese-Tipp! Rock Hard (Sept. 2011) - Neues zum Thema "Pay-to-play"

Es fällt zugegebenermaßen nicht ganz leicht, etwas Positives über díe deutsche Hartwurstprawda zu vermelden, deren Texten man lange unschwer abmerken konnte, dass die Schreiber einen höheren Promillestand als aktiven Wortschatz aufwiesen. Und noch stolz darauf schienen. Doch nun lässt es sich einfach nicht länger vermeiden: Ausgabe Nr. 292 (29. Jahrgang!) ist ein Must-Buy! Die Anschaffung war ja schon wegen der Heft-CD unvermeidlich, die – "weltexklusiv" mit dem Heft vertrieben – neben einem Vorab-Track von Opeths aktuellem "Heritage"-Opus auch den Mitschnitt des Opeth-Auftritts beim Rock Hard Festival 2009 enthält. Noch Fragen, Kienzle?

Ansonsten bieten die 148 Seiten der September-Nummer eine solide Vollbedienung zu praktisch allen Facetten des Harten und Allzuharten. Geradezu investigativer Journalismus ist der Beitrag "Zahl oder Stirb" (S. 56-59), in dem Jan Jaedike - als einer der Geschäftsführer von Gordeon Music Promotion nicht ganz unerfahren im Bereich Livebooking – dem Phänomen "Pay-to-Play in der deutschen Metalszene" nachgeht. Das ist einfach spannend, da hier zumindest einige Rosse, Reiter und auch Zahlen genannt werden. Speziell Alex "Schnalli" Schröder, Betreiber des Bastard-Clubs in Osnabrück, weiß einiges beizutragen. Denn er ist auch noch selbst Bandmusiker und ehemaliger Tourmanager: Wir lernen etwa, dass heutzutage (vor allem in den USA, aber zunehmend auch bei uns) die Vorgruppe dem Top Act den Nightliner (700 bis 1.000 €/Tag) bezahlen muss. Wir erfahren, dass sich auf einen Support-Slot von beispielsweise Caliban bis zu 80 Bands als Vorgruppe beworben haben – für einen Auftritt, nicht für die Tour! Und wir müssen erkennen, dass selbst bei Six Feet Under (und fünf, den Auftritt subventionierenden, unbekannten Death Metal-Nachwuchscombos) nur 150 Zahler im Club standen. Oder 90 bei Stuck Mojo. 80 bei Pro-Pain. Oder 18 bei Death By Stereo (für die 25 Bands hatten eröffnen wollen)... Der Bastard-Club geht in aller Regel mit unbekannten Bands nur Deals ein, bei denen die Band keinerlei Festgage, aber die Abendkasse erhält. Schnalli: "Ich verkaufe dann ein paar Pils an der Bar und alle sind glücklich". Übrigens werden auch positive Beispiele genannt. Etwa bei Tankard "fragt Manager Buffo nach örtlichen Combos, und sie wählen eine aus.“

Als Knackpunkt wird die "Größe des Clubs" ausgemacht. Schnalli hat es selbst zweimal mit "Pay-to-play" probiert und zeigt ein gewisses Verständnis: "...wenn ich so was wie die Live Music Hall in Köln betreibe, und da kommt irgendeine Emo-Punk-Band aus Troisdorf, an, die gerne mit Jimmy Eat World auftreten will, dann würde ich als Booker auch sagen, dass die mir erst mal 50 Tickets abnehmen sollen." Was der uns persönlich bekannte Booker der Live Music Hall laut eigener Aussage übrigens nicht sagt und auch nicht macht. Aber dies war ja auch nur ein hypothetisches Beispiel von Schnalli.

Weitere knackige und eben nicht hypothetische Beispiele betreffen das "Fuck The Commerce“-Festival oder Lieberbergs "Rock am Ring“ (ein RaR-Slot um 15:00 Uhr koste beispielsweise 10.000 Euro) oder das Nachwuchsfestival "Emergenza". Schnalli: "Jede Gruppe muss 30, 40 Tickets à sechs oder sieben Euro kaufen und darf drei Songs spielen - über eine Backline, die sie nicht kennt. Als Clubbesitzer kriegst du 300 Euro für Deine Anlage, den Rest stopfen sich die Organisatoren in die Taschen. Der Sieger spielt in London vor 100 Leuten, die sich kein bisschen für eine Band interessieren, die aus Bad Oeynhausen oder so kommt." Lohnende Lektüre also für alle an (dem Geschäft mit der) Livemusik in Deutschland Interessierten. Beim Zeitschriftenhökerer Eures Vertrauens für gut angelegte 6,90 Euro, soweit noch nicht vergriffen...

 

 

 

 

 

 

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