Startseite POP FRONTAL

Gesehen! Between The Buried And Me, Animals As Leaders, Doyle
17.09.2011, Köln, Underground

Stromgitarren zu Katanas!

Text: Klaus Reckert      Live-Fotos: Tobias Berk

>> Zur Foto-Galerie

"... scheint ja demnächst loszugehen, immerhin, dann komm' ich einmal nicht so spät nach Hause... Hätte ich mir noch was zu trinken holen sollen, bevor es bei den Animals dann wohl noch voller wird? Gute Frage... Und: Wer ist eigentlich der Typ, der da plötzlich neben mir kniet? Und warum so nahe? Und warum brüllt der so infernalisch? Ist das etwa ein Mikrofonständer, den er plötzlich zu schwingen beginnt? Jetzt in voller Rotation! Doch besser mal in Deckung gehen..." Gedankengeplapper eines Konzertgängers, der sich - noch nichts Böses ahnend - in Ruhe noch ein paar Notizen für seinen Konzertbericht machen wollte. Doch da hatte er die Rechnung ohne Doyle gemacht.

Between The Buried And Me

Es ist regelmäßig heikel, Bands beschreiben oder gar beurteilen zu wollen, von denen man vor dem Gig noch kein Tönchen kannte. Belassen wir es also beim Beschreiben und bei der Feststellung, dass der französische Fünfling den höchsten Energie-Output aller überhaupt je beobachteten Live-Bands hatte... Frontmann "Thomas V" hatte sich durch die Nummer, das Konzert vom Publikum aus zu beginnen, ja schon bestens eingeführt. Und ein wenig vorgewarnt. Der asiatisch aussehende der beiden Doyle-Gitarristen scheint nach dem Motto "Schwerter zu Pflugscharen, aber E-Gitarren zu Samurai-Schwertern" zu leben. In einer radikalen Neudeutung des guten alten Stagedivings hechtete er regelmäßig von der (zugegeben niedrigen) Underground-Bühne ins gar nicht mal so dünn besetzte Publikum, wo er dann seine weiße Axt kreisen ließ. Dieses Energielevel sprang über: zwei Konzertgänger fingen alsbald an, sich blutig zu pogen. Zu den Klängen des trügerisch betitelten "Almost Quiet" warf Thomas V später sein Mikro samt Kabel über ein Rohr an der Decke und mimte quasi den Selbstmord. Statt dies durchzuziehen, intonierte er dann doch nur den heftigen Song in dieser Pose. Ein weiterer Song, der "And God's Will" geheißen haben könnte, bestach mit Trockeneis und viel Hall in der Inszenierung. Sowie kräftigem Pogen zwischen Gitarrist Zwei und Thomas V. "John Airence" ist bei aller Brachialgewalt doch sehr melodisch. Es endete mit poetisch-schrecklichem Acapella-Gesang: "I Want Sand In My Eyes | I Want Sea Water In My Veins".

Was kann danach noch kommen? Animals As Leaders! Das Soloprojekt von Gitarrist Tosin Abasi (ex-Reflux) verbindet ProgMetal- und Jazz-Fusion-Sounds. Sie überrannten das Publikum mit einem sehr vollen, teilweise aber leider auch ins Clipping kippenden Sound. Abasi ist ein wahrer Gitarren-Virtuose. Ganz in Weiß gekleidet und vergleichsweise ungerührt entlockt der Meister seiner Achtsaitigen rasende Läufe und Tappings. Er verhält sich eigentlich so, als wäre er nur Sidemen für einen anderen Star auf der Bühne. Der er nicht ist und nicht sein will. Auch sein Bassist Javier Reyes, bei dem (wie übrigens beim folgenden BTBAM-Kollege auch) der Bass relativ hoch, fast in Brustwarzenhöhe, zu hängen kommt, gibt wenig auf Stage Acting. Sondern mehr auf knalliges Slapping in einem Tempo, das die meisten Gitarristen überfordern dürfte. Nicht alles, was diese zwei treiben, ist "schön", aber immer virtuos. Drummer Navene Koperweis sorgte mit straffen Rhythmen dafür, dass das ganze Gefreake noch gut hörbar, ja begeisternd bleibt. Nach dem 20. flirrenden Wundersolo von Abasi blieb eigentlich nur die Frage: Warum ist so einer nicht mindestens ebenso berühmt wie beispielsweise Steve Vai?

Dieses Problem haben Between The Buried And Me - oder BTBAM, wie ihre Fans sie liebevoll stottern - weniger. Handelt es sich doch um eine der wenigen Formationen, der sowohl bei Anhängern extremsten Death Metals wie auch im Prog-Lager äußerster Respekt entgegen gebracht wird. Das Quintett um Sänger/Keyboarder Tommy Giles Rogers wirkte an diesem Abend wie eine weniger extreme Mixtur aus den Vorzügen beider Vorgruppen. Mit besserem Sound. Don't get me wrong: BTBAM sind eine der heftigeren Bands des Planeten. Aber sie lassen im im direkten Vergleich mit Animals As Leaders weniger die Geschwindigkeitsrekordler raushängen. Und sind verglichen mit Doyle doch weniger - beängstigend. So ließen sich DeathProg-Perlen wie "Prequel To The Sequel" (Dream Theater könnten das vermutlich nicht spielen) genauso genießen wie die späteren Polka-Einlagen. Starker Tanzabend im Underground!

 

>> Zur Foto-Galerie

 

 

 

Links:

>> Info/Konzerte Between The Buried And Me bei POP FRONTAL

>> Live-Tipp (22.07.11): Between The Buried And Me - So kommet zwischen die Begrabenen

>> Video "BTBAM - Specular Reflection" bei youtube.com

>> Homepage Between The Buried And Me

>> BTBAM: The Parallax: Hypersleep Dialogues - Reinhören und Kaufen bei amazon.de

>> Info/Konzerte Animals As Leaders bei POP FRONTAL

>> Video "Animals As Leaders - Tempting Time" bei youtube.com

>> Homepage Animals As Leaders (Myspace)

>> Animals As Leaders: Weightless - Reinhören und Kaufen bei amazon.de

>> Video "Doyle - John Airence" bei youtube.com

>> Homepage Doyle (Myspace)

 

 

Between The Buried And Me

Between The Buried And Me

 

Animals As Leaders

Animals As Leaders

 

 

Startseite | Tickets | Konzertsuche: Genres | Konzertsuche: Städte | Konzertsuche: Bands A-Z | Konzertsuche: Festivals |

Magazin | Rundbrief | Live-Tipps | Archiv: Live-Berichte |

Konzerte eintragen | Content-Broking | Impressum | Datenschutz

© POP FRONTAL, 2003-2021; Design by Akupower!