Für alle, die diese Halle nicht kennen: Die Sporthalle in Hamburg heißt nicht nur so, sie ist auch eine. Und dabei unglaublich hässlich. Hochgradig ungemütlich, berüchtigt für ihren schlechten Sound. Und nur weil es in der Stadt keine Location in ähnlicher Größe gibt, werden bis heute Bands und Künstler nach Alsterdorf geschickt, um in dieser Turnhalle aufzutreten. Eine dieser armen Formationen: die Broilers. Zu groß für tolle Clubs wie die Große Freiheit 36, (noch) zu klein für die riesige o2 World. Verzwickt. Aber Moment. Wir reden hier von den Broilers! Wenn jemand diese Halle besiegen kann, dann sind es doch die Düsseldorfer.
Die Show ist ausverkauft und ein wirklich mal bunt gemischtes Publikum ist da. Punks und Prolls, Modefans und Leute mit Geschmack, nette Menschen und doofe Menschen. Wie das eben so ist, bei einer Band, deren Album auf Platz 1 der Charts einsteigt. Aber da muss man durch, denn wenn die Broilers bitten, dann geht man hin. Um zu staunen, zu singen, zu feiern und eine der besten Live-Bands des Landes bei der Arbeit zu sehen.
In wenigen Jahren haben sich die Broilers nicht nur hoch gespielt, sie haben sich auch in Windeseile an die großen Bühnen gewöhnt. Als hätten sie ihr Leben nichts anderes getan, bewegen sie sich da oben, kloppen Sprüche, posen und zocken und geizen nicht mit Licht und Sound - und bleiben dabei trotzdem die kleine Punkrock-Band, die wilden Jungs und Mädels. Eben die Broilers. Unsere Broilers. Und genau deshalb ist es so ein irres Vergnügen, diese Band live zu erleben. Wenn sie das Beste von damals und heute vermengen und so aus der Sporthalle Kellerclub und Großraumdisko in einem machen, wenn sie von Hooligans und Saufen singen und trotzdem zu keiner Zeit assig, sondern einfach nur liebenswert sind, wenn sie 8.000 Menschen zum kollektiven Austicken bringen und über zwei Stunden schwitzen, singen, schwitzen, spielen, schwitzen. Dann weiß man: die Broilers sind die guten.
Los geht es mit "Zurück zum Beton", und wie immer übernehmen die Zuschauer die ersten Momente. Und dann geht es Schlag auf Schlag auf Schlag. "Tanzt du noch mal mit?", "Ist da jemand?" und "Grau, grau, grau". "Also ich fühle mich nach vier Liedern schon ordentlich durchgenudelt", sagt Sammy, dieser so charismatische, so außergewöhnliche Sänger. "Aber das ist was Gutes!". Und dann spielen sie weiter und weiter. Die alten Brecher wie "In 80 Tagen um die Welt" oder "Lofi", die jüngeren Hits wie "Harter Weg (Go)", "Ruby Light And Dark" oder "Wie weit wir gehen".
Und natürlich auch aktuelle Sachen wie "Ich brenn" und "Ich will hier nicht sein". Und damit ist es im Grunde die Setlist, die sie immer und seit Jahren spielen. Nur eben um die Stücke des neuen Albums erweitert. Aber das macht nichts, das möchte man so. Und so schaffen es die Broilers, diese Halle zu besiegen, so schaffen sie es, dass man als Zuschauer keine Sekunde denkt, dass man gerade wo anders sein möchte. Ganz im Gegenteil, auch nach über zwei Stunden, nach zwei Zugaben und der obligatorischen Blume zum Abschied dürfte es weitergehen. Mit der besten Live-Band der Welt.