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Gesehen! Editors / 17.11.2009, Hamburg, Große Freiheit 36
Bauchgefühl? Gut!
Text: Mathias Frank Live-Foto: Doreen Reichmann (www.doreen.es)
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Wohin soll man gehen? Wen muss man sehen und wen nicht? Hamburg machte es einem nicht leicht. Morrissey? Billy Talent? Editors? Drei großen Namen. In drei Hallen. An einem Abend in der Stadt. Die Entscheidung: Editors. Warum? Ein Bauchgefühl. Später die Erkenntnis: alles richtig gemacht. Die Große Freiheit 36 ist komplett ausverkauft. Schon bei The Maccabees und Wintersleep ist sie gut gefüllt. Bei den Editors wird es rammeldickevoll.
Die Diskussionen über das aktuelle Album scheinen vergessen, jeder ist gespannt, ist heiß, will den
neuen Sound genau wie die alten Hits hören. Und wird den neuen Sound und die alten Hits hören.
Die Bühne wird mit Instrumenten vollgepackt. Klavier, Synthesizer, Gitarren, alles ist da. Sogar
eine fette Wand wird aufgebaut. Blinkende Bilder, Videos, Schriften. In der Freiheit gibt es so etwas
eher selten. Aber es passt. Es ist Pop.
Mit dem aktuellen Titeltrack "In This Light And On This Evening " geht es los. Euphorie
sieht anders aus, aber es ist gut. Jubel, Trubel, Heiterkeit und gepflegtes Nicken. Das Publikum
ist zu alt, zu normal, zu gesittet, hier tickt keiner (mehr) aus. Auch beim anschließenden
"An End Has A Start" nicht. Die Hände in die Luft und im Takt geklatscht.
Altherrenrock? Nur vor der Bühne, nicht auf ihr. Tom Smith leidet und lebt die Musik,
er verrenkt sich, er dreht sich, er post. "Ist der betrunken?" fragt jemand.
Nein. Der ist gut. Diese Stimme. Auch live trifft sie mitten ins Herz. Egal, ob er Neues oder Altes singt.
Die anderen bleiben im Hintergrund. Bassist Russell Leetch beugt sich vor uns zurück, Gitarrist Chris Urbanowicz bedient
zwischendurch ein paar Knöpfe, Ed Lay gibt den Rhythmus. Den Rest macht der Frontmann. Er bedankt sich auf Deutsch,
er lächelt charmant, er zeigt, was er in den letzten Jahren gelernt hat. Alle gemeinsam sorgen mit aktuellen
Sachen wie "You Don't Know Love", "The Boxer" und "Like Treasure" für zufriedene
Mienen, mit "Bones", "The Racing Rats" oder "Camera" sogar für begeisterte Gesichter.
Zur Zugabe holen die Editors noch mal die ganz großen Lieder raus. "Munich" zum Beispiel, das keine
Ruhe lässt, das aktuelle "Papillon", das live noch deftiger klingt, und zum Abschluss das tolle
"Fingers In The Factories" vom Debüt. Jeder ist glücklich, niemand schreit
"Fuck You", niemand kann schlecht sehen. Ja, es war genau die richtige Entscheidung, sich diese Show anzusehen.