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Gesehen! Fever Ray / 02.12.2009, Hamburg, Kampnagel

So ruhig und doch so gewaltig: ein außergewöhnlicher Abend

Text: Julia Kussius

 

Die Ankündigungen für ein Konzert der Schwedin Karin Dreijer Andersson, die schon mit ihrem Bruder als The Knife für Aufsehen erregende Liveshows sorgte, schrauben die Erwartungen sehr hoch. Kein Wunder also, dass das Hamburger Kampnagel-Theater zu einem ausverkauften Abend lud. Nur halb bestuhlt und damit noch Platz zum Stehen und Tanzen: der Saal eignet sich hervorragend für eine alle Sinne betörende Veranstaltung, wie sie sich Frau Andersson samt Band ausgedacht hat.

Fever Ray

Mit einem wunderbaren Laserhimmel gelingt der Auftakt perfekt. Alte Wohnzimmerstehlampen blinken auf der Bühne im Takt und geben einen vagen Eindruck von den auf der Bühne agierenden Personen, die kaum zu erkennen sind. Es blitzt, es wummert, Sängerin Karin Dreijer Andersson ist zu hören. Steht da eine Vogelscheuche neben ihr auf der Bühne? Während sich die Laserstrahlen über den Köpfen der faszinierten Zuhörer ausweiten und den Anschein erwecken, eine Art leuchtendes Zeltdach zu spannen, füllt leider auch Räucherstäbchen geschwängerter Nebel den Raum und hüllt die Halle in eine dicke Wolke (ist wichtig für die Lightshow, klar, aber das nächste Mal wäre eine andere Duftnote sehr willkommen!).

Wie gut, dass die Songs von Fever Ray zu schön und einnehmend sind, um sich lange um den Rauch in Augen und Nase zu kümmern. Der Raum bebt, und die Musik schwankt zwischen düsterer Elektronik, verzückten 80er-Beats, Gitarren und Conga getriebenen Rhythmen. Ganz ruhig scheint alles und doch so gewaltig. Nur ab und zu tauchen die Musiker mit Keyboard, Gitarre und Computer aus den Rauchschwaden auf, bevor sich der Nebelwerfer wieder in Gang setzt und nur noch bezaubernde Laserstreifen und das irritierende Stimmenspiel der Sängerin im Raum stehen lässt.

 

 

Verspielt und verzerrt, melodiös und dunkel, der Gesang verleiht den schweren Klängen die Besonderheit und Unverwechselbarkeit. Um so schöner, dass die sagenhafte Lichtshow die Eigentümlichkeit der Musik unterstützt und viel Raum lässt, das audiovisuelle Erlebnis auf sich wirken zu lassen. Auch wenn es zwischendurch ohrenbetäubend laut wird, entsteht nie das Gefühl der Effekthascherei. Zu perfekt aufeinander abgestimmt schwirren Strahlen und Klänge durch die Luft und erwecken tatsächlich den Anschein, nicht von dieser Welt zu sein.

Es ist sicher kein Geheimnis, dass Fever Ray sich besser zum Zuhören als zum Nebenherhören eignet. Aber wer einmal ein Konzert des Projekts genossen hat, erfährt, dass es viel mehr noch ein Live-Ereignis ist, bei dem sich die einzelnen Elemente zu einem sehr kunstvollen Ganzen schmiegen. Ein wenig berauscht, was nur zu einem ganz kleinen Teil an der dicken Luft liegt, verlässt nach einem fulminanten Ende eine glückliche Menge den magischen Ort und nimmt das Gefühl mit sich, einen sehr besonderen Abend verbracht zu haben.

 

Links:

>> Info/Tourdaten Fever Ray bei POP FRONTAL

>> Fever Ray: s/t - Reinhören und Kaufen bei amazon.de

>> Homepage Fever Ray

 

 

Fever Ray

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Fever Ray: s/t

Fever Ray: s/t

(Cooperative Music / Universal)

 

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