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Gesehen! Generation Prog mit Relocator, Effloresce, Dante / 11.02.2011, Erlangen, Omega

Die Generation Prog geht ihren Weg

Text/Live-Fotos: Klaus Reckert

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Nix Stuyvesant (kennt überhaupt noch jemand diese olle Glimmstengelreklame aus den Siebzigern?) - die "Generation Prog" geht ihren Weg. Jedenfalls wenn man von der überaus gelungenen Erstauflage dieses Mini-Festival-Formats abstrahieren darf. Ersonnen und organisiert hat dies Michael Schetter, ebenfalls Bassist von Relocator. Da deren gleichnamiges Debütalbum durchaus beeindruckt hatte und vor allem, da eine langjährige Freundschaft mit Dante immer noch der Entvirtualisierung harrte, wurde die vergleichsweise weite Anreise ins liebliche Erlangen gerne in Kauf genommen.

Dante

Nach erfolgreicher Relokation in den Erlanger Jugendclub Omega kommen wir nicht um die Feststellung herum, dass der mehrstöckige Publikumsbereich noch alles andere als gut gefüllt ist. Am für das starke Billing aufgerufenen Eintrittspreis von acht Euro kann das ja kaum liegen. Vielleicht am Fehlen eines ganz großen Namens? Apropos groß: Muckenjournaille ist ja ohnehin schon keine exakte Wissenschaft, aber jetzt wird es schlimm subjektiv: Dante aus Augsburg ist eine dieser Formationen, die in einer gerechten Welt eigentlich mit Fates Warning, Psychotic Waltz und Pain Of Salvation auf Welttournee sein sollten, jedenfalls wenn es nach Material- und Spielstärke ginge...

Doch solange das noch nicht eingetreten ist, bereitet sich der sympathische Trupp halt darauf vor. Beispielsweise durch den professionellen Umgang mit der Herausforderung, die noch arg überschaubare Zuschauermenge aufzuwärmen. Kein Problem mit einem dramatischen Opener wie "All My Life", der schon alle Trademarks der Dantisten aufweist: gerade rhythmisch ungemein variabel, vielteilig, aber dabei eher leidenschaftlich als kalkuliert. Und das Ganze gekrönt von unvergesslichen Melodien, was nicht unbedingt als typisch für das Genre Progmetal angesehen werden kann. Alexander Göhs ist ein Fronttier und Sänger, der den Namen mal wirklich verdient. Sein Vortrag variiert von Beschwörungen bis hin zu Schreien, bewegt sich dabei aber vorwiegend in angenehm tiefen Lagen. Live wird er von Powerdrummer Christian Eichlinger (eigener, hoher Part) und Kurzweilhexer Markus Maichel (Satzgesang) songdienlich unterstützt. Das neue feste Bandmitglied Markus A. Bader (guit) wirkt bereits zu 100 Prozent integriert - wurde er auch nach dem Vornamen ausgesucht? ;-) - und entlastet Markus Berger, der sich ganz auf den Bass konzentrieren kann.

Weiter geht's mit dem heftigen "Last", dem Showcase für floydige Keyboards "More Or Less A Man", der "Ballade" "Maybe One Day", dem hymnisch-unheilverkündenden "Never Return" sowie dem epischen "Vanessa". Damit dominiert Material vom aktuellen Album "Saturnine", nur "More Or Less..." und die Zugabe "Not Like Myself" stammt vom Debüt "The Inner Circle". Wie schon gesagt - meilenweit für Dante - allein für diese Band lohnt sich so ziemlich jede Anfahrt.

Ab- und Umbau. Kennt man ja. Schon seltener ist es, wenn Bandmitglieder vom "Top Act" und Veranstalter dabei hilfreich mitwirken, wie bei Relocator beobachtbar. Umso schneller standen Effloresce parat und auf der Bühne. Die zumindest im direkten Vergleich mit Dante eher im Gothic als im Progmetal verortbaren Nürnberger begeistern mit zahlreichen Kontrasten: Der ohrenfälligste ist der Gesang von Frontelfe Nicole Weber, der zwischen klarem, warmem, gelegentlich opernhaftem Singen und derbem Growlen wechselt - binnen Sekunden! Death Metal Grunts von zarter Weiblichkeit sind ja allerspätestens seit Angela Gossow (Arch Enemy) nichts Neues mehr. Aber bei der klingt auch die Sprech- und Singstimme mehr nach Pete Steele als nach Tarja Turunen... Fettes Riffing, clevere Arrangements und effektvoll eingesetzte Zutaten wie die ebenfalls von Nicki bediente Querflöte tun ein Übriges - Effloresce kommen beim inzwischen auf vielleicht 80 Köpfe angewachsenen Auditorium glänzend über die Rampe.

Auch wenn es nicht das Konzept hinter dem Festival-Format gewesen sein mag: Einer abermals völlig anderen Ecke entstammt die deutsch-niederländische Formation Relocator. Das noch mit Derek Sherinian (Ex-Dream Theater) eingespielte Debütalbum hatte auf Instrumentalmusik zwischen Progmetal, Mathrock und Fusion vorbereitet. Live ist das Erlebnis der Virtuosität (schon schwer glaublich, was "Old SCHETTERhand" Michael S. auf dem sechssaitigen Bass veranstaltet) der mit Sergej Schamber (key) und Meinte Boersma (guit) zum Sextett erstarkten Gastgeber noch beherrschender. Und was auf CD bisweilen etwas erdrückend wirkte, gewinnt auf der Bühne schon durch den Jam-Charakter mehr spielerische Leichtigkeit. Mr. Sherinian jedenfalls wird nicht vermisst und die Band gebührend gefeiert. Die Setlist des Abends gibt Relocator wie folgt an: "Red Vibes", "13 Reasons", "Urban Blue", "Proxima" (neu), "Biosphere", "Aavishkar", "Relocator", "The Alchemist" und als 'unplanned encore‘ ein Da Capo von "Red Vibes". Abschließend noch ein Extrakompliment an den Soundmensch, dem es auch in diesem vermutlich nicht ganz einfachen Raum (Empore, Treppen) gelungen ist, einen durchgehend transparenten, satten, aber nie zu lauten Klang anzurichten.

Der Erlangen-Gig war wie bereits angedeutet ein Testfall für eine Konzertreihe, mit der sich Veranstalter Schetter auf progressive Musik der härteren Gangart konzentrieren möchte. Ähnlich wie bei der von der niederländischen Progrock-Band Flamborough Head ausgerichteten Progfarm könnte sich dies so entwickeln, dass Relocator die Konstante bei ansonsten wechselnden Line-ups bildet. Diese Festivals könnten in Deutschland, aber auch in den Niederlanden stattfinden, wo zwei der Relocator-Musiker wohnen. Das nächste "Generation Prog" dürfte in einem halben Jahr steigen, wenn das Projekt weiter seinen Weg geht...

 

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Links:

>> Festivalinfo Generation Prog (mit Bandinfos) bei POP FRONTAL

>> Live-Tipp (01.02.11): Generation Prog

>> Homepage Generation Prog

>> Homepage Dante

>> Homepage Effloresce

>> Homepage Relocator

>> Video "Dante - All My Life" bei youtube.com

 

 

Dante

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Effloresce

Effloresce

 

Relocator

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