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Die aus konstanten und zeitweiligen Black Sabbath-Musikern bestehende "Heavy Metal Supergroup" Heaven & Hell bat zur ersten Deutschlandtournee überhaupt. Schön, dass auch der unter einem neuen Betreiberkonzept - dem KultEvent-Konsortium - wiederbelebte Museumsplatz bespielt wurde. Doch Heaven & Hell hatten nicht nur ein (schlappes) Studioalbum im Gepäck (immerhin das erste seit dem 1992 in dieser Formation eingespielten "Dehumanizer"), sondern auch namhafte Support Acts an ihrer Seite: mit Axel Rudi Pell und Doro traten einheimische Hardrock-Größen als Anheizer an.
Axel Rudi Pell und Konsorten brachten das ab 18 Uhr nur zögerlich auf dem Platz zwischen den Museen eintrudelnde Publikum mit Hardrock-Klassikern in Rainbow-Tradition wie "Casbah" oder "Rock The Nation" weitestgehend auf Betriebstemperatur. Gewohnt verlässliche Hausmannskost mit einem gut aufgelegten Johnny Gioeli am Mikro und einem sich - im Vergleich zu beispielsweise seinen Rage-Tagen - auffällig zurückhaltenden Mike Terrana.
Kurze Umbaupause für - Doro Pesch. Das Problem bei Nummern wie "Burn It Up" ist noch nicht einmal die strunzsimple, seit den Achtzigern unangetastete Machart dieser Liedchen. Es ist die wirklich ganz unsägliche, permanente "Wie ist die Stimmung?"-Anbiederung der Ewigblonden, die den schnellen Rückzug auf's freie Gelände angezeigt erscheinen ließ. Auf dem es auch ordentlich geschüttet hat.
Vielleicht mag das erklären, warum sich nur etwa 2.300 Zahler plus zahlreiche Gäste eingefunden haben, um Heaven & Hell mit Tony Iommi, Ronnie James Dio, Geezer Butler und Vinny Appice zu bewundern. Schade. Wer wegen des Wetters daheim geblieben ist, verpasste einen engagierten Gig dieser heute prächtig aufgelegten Urgesteine des Doom/Heavy Metals - für viele die beste, für manche sogar die einzige Besetzung von Black Sabbath, die man überhaupt ernst nehmen kann.
Es wurde die identische Setlist wie in Gießen gespielt - nach dem kultigen E5150-Intro aus der Dose bricht "Mob Rules" über die überschaubaren Massen herein. Wie stets ist der laufende Meter Dio in mehrfacher Hinsicht ganz dicht an seinem Publikum, das er intensiv beobachtet, auf das er eingeht und dem er eine - teils wild grimassierend, teils opernhaft intonierend - intensive Show bietet. Seine alterslos scheinende Stimme macht jedenfalls wie eh und je alles mit.
Da ist man bei Geezer Butler schon mit einem gelegentlichen Feixen zufrieden, dem man entnehmen kann, dass auch er Spaß hat. Tony Iommi hat sogar ein, zwei Mal scheu über seine blau getönte Brille hinweg gelächelt. Über diesen Gefühlsausbruch erschrocken, stürzte er aber sofort wieder zum hintersten Bühnenrand zurück. Mehr kräftig als nuancenreich trommelnd legte Vinnie Appice die Basis für die Darbietung des wenigen aktuellen ("Bible Black", das richtig schwache "Follow The Tears") und des dominierenden alten Materials. Umstritten bei den üblichen Verdächtigen aus Musikjournaille, Veranstaltern und Fotografen war sein langes Schlagzeugsolo. Erlebten es die einen als völlig einfallslos, lobten andere sein Melodiespiel auf den Toms.
Auch über Iommis Darbietungen an der abgeblätterten Linkshänder-Gibson SG kann man - wie stets - geteilter Meinung sein. Eindeutig dagegen die von Dio: "The greatest guitar player in the world". Unsereinem geriet das Solo von "Heaven And Hell", in dem nicht wirklich viel passiert, etwas zu lang. Dafür aber konnte man sich an einem Publikum erfreuen, das ohne Animiereinlagen das Hauptmotiv des Stückes aus vollem Halse mitsang. Ebenfalls auf der Habenseite waren die attraktiven, nur teilweise dem Artwork des aktuellen Albums entstammenden Projektionen über dem Drumkit. Nach einem nur angetäuschten "Country Girl" ging mit dem fulminanten "Neon Knights" als Zugabe ein in Summe beeindruckendes Konzert zu Ende.