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Gesehen! Hot Chip, Lo-Fi-FNK / 20.09.2006, Hamburg, Uebel&Gefährlich
Thank You For Dancing
Text: Julia Kussius
Das kann ja heiter werden. Im Ernst. Bereits die Fahrt mit dem Fahrstuhl ins Dachgeschoss des Feldstraßenbunkers
entpuppt sich als ausgelassener Vorbote für den zu erwartenden Abend. Der Aufzugchauffeur kündigt
erfreut die Attraktion des Abends an: ein DJ als Support des Supports. Mmh. Die Meinungen gehen auseinander.
Bedeutet das nun eine erfreuliche, kurzweilige Einstimmung oder nur eine weitere Verzögerung des
eigentlichen Auftritts?
Besagtes DJ-Warm Up präsentiert geschmeidige Beats, unaufdringlich wummernd. Danke DJ Just, aber es
hätte früher losgehen können! Bis zum ersehnten Auftritt der britischen Hot Chip muss
schließlich noch eine Vorband abgewartet werden. Die Formulierung "durchgehalten" müsste
in diesem Falle vielmehr in Erwägung gezogen werden. Nichts gegen Vorgruppen, ganz im Gegenteil, und
schon gar nichts gegen den hoffnungsvollen Nachwuchs. Aber die drei jugendlichen Schweden, die sich da unter
dem Namen Lo-Fi-FNK zusammengeschlossen haben und auf die Bühne trauen, haben neben einer ordentlichen
Portion Energie wenig zu bieten. Im Zielwasser zwischen DMX Krew und Zoot Woman klingt alles nach "schon
einmal besser gehört". Das Publikum tanzt, und so manch ein Gast scheint sich auch über die
eher langweiligen Klänge zu freuen. Richtige Begeisterung kommt allerdings erst auf, als endlich
Beamerprobleme überwunden und letzte Soundeinstellungen beendet wurden und somit dem Bühnenauftritt
von Hot Chip nichts mehr im Wege steht.
Mit farbigen Visualeffekten untermalt eröffnet das Quintett - simpel, aber effektiv in vorderster Reihe
der Bühne aufgestellt - seine Show mit kraftvollen Basslines und ihrer signifikanten Mischung aus
Dancerhythmen und in sich gekehrtem Gesang. "Keep Falling" macht den Auftakt und somit den Weg
frei für eine gelungene Abstimmung zwischen strengen Viervierteln und verspielten Instrumentaleinlagen,
popverliebten Melodien und Funkappeal. Elektropop eben, für den Abend extra ins Tanzkostüm geschlüpft.
Schön, dass Hot Chip offensichtlich zu den Vertretern eines engagierten Live-Spiels zählen. So kommt es,
dass der Beat härter, die Elektronik vorrangiger, die Musik tanzorientierter klingt und auf Tonträger eher
mittelmäßig empfundene Tracks an diesem Abend viel größer raus kommen. Das Publikum dankt
mit frohem Hüftschwung und ist ganz der Meinung der Band, dass das weniger Konzert als Party ist.
Eine sympathische Erscheinung bietet dieser Abend. Höflich, freundlich, mit Spaß bei der Sache.
Very British, The Hot Chip. Kein Wunder, dass so manch Musikkritiker das aktuelle Album als eines der besten
des Sommers feierte. Live wie aus der Konserve: eine runde Sache, zum Mitnicken, -wippen, Arme und Hüfte
schwingen. Dafür bedankt sich die Band ganz artig - ein wenig überrascht über die freundlichen
Reaktionen und Begeisterung des Publikums. Da wurde wohl anderes über den Hamburger Konzertgänger
getratscht. So geht's aber auch.