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Gesehen! Jeff Beck, Joe Bonamassa, Jimmy Bowskill / 19.07.2010, Bonn, Museumsplatz
The 3 JBs - not quite
Text: Klaus Reckert Fotos: Pressefreigabe
Ein pralles Pracht-Package war da für die Bonner Bühne zwischen den Museen geschnürt worden. Jimmy Bowskill, Joe Bonamassa und Jeff Beck haben nicht nur die gleichen Initialen, sondern werden - jeder nach seinen Verdiensten - gern als beispielhafte E-Gitarren-Virtuosen genannt. Dass der wie ein Fluchvirtuose schimpfende POP FRONTAL-Autor trotz frühzeitigem Reiseantritt Mr. Bowskill ganz und Mr. Bonamassa fast komplett verpasste, dafür sei an dieser Stelle innig dem Kölner Verkehrsamt gedankt. Das hatte schon was, pünktlich zum Ferienbeginn in wohlabgestimmter Aktion alle wichtigeren Verkehrsadern der Rheinmetropole gleichzeitig durch Großbaustellen lahmzulegen.
Doch zu ein wenig Joe Bonamassa hat es trotz zweistündigem Staustand noch gereicht: Die solide Bluesbedienung von "Further On Up The Road" litt noch etwas unter einem zu höhenlastigen Sound - weiß man doch von früheren Konzerten, wie satt des Meisters wunderschöne Les Paul Gold Top klingen kann. Nach dem immer noch berührend melancholischen "Sloe Gin" wird dies aber besser, vielleicht auch durch den Wechsel zur nicht weniger altehrwürdigen blonden Flying V. Wie schon beim Gig 2008 in Köln hatte das New Yorker Blues-As bei allem musikalischen Können leider wieder einige Schwierigkeiten, Kontakt zu seinem Publikum herzustellen und zu halten. Auch die nicht weichen wollende Sonnenbrille und das nach Alleinunterhalter aussehende Sakko kamen nicht ganz so publikumsnah rüber.
Apropos Stage Outfit: als wenig später Gitarrengott Jeff Beck auf der Bühne erscheint, müssen selbst Hardcore-Fans schlucken: Weiße Stiefelchen, weiße "Tribal"-Weste, herunter hängende Hosenträger und ebenfalls festgelötet wirkende Raybans harmonierten zwar farblich ideal mit der weißen Stratocaster, wirkten aber irgendwie auch wie ein Schlag auf die Nase. Doch auch mit geschlossenen Augen war das eröffnende "Stratus" (Billy Cobham) eine Offenbarung. Becks Tourband ist solchen Ausflügen in den Jazz-Rock mehr als gewachsen. Zwar war dies aus terminlichen Gründen bis auf Keyboarder Jason Rebello nicht die Formation, die das aktuelle Album aufgenommen hatte, doch für diese "B-Mannschaft" würde mancher Rockstar gerne sein Großmütterlein verhökern: Narada Michael Walden (u.a. Tommy Bolin) statt Vinnie Colaiuta am Schlagzeug und Rhonda Smith (u.a. Prince) für Tal Wilkenfeld am Bass. Die konnte sich beim hammerhart groovenden "Hammerhead" bereits phantastisch einführen, wechselte im Laufe des Konzertes bisweilen zu einem gelben Fretless Standbass und brillierte an extrovertierter Mimik, aberwitzigen Tapping-Soli und vor allem einem Funk-Geslappe, wie es lange nicht zu hören war. "Rollin' And Tumblin'" sang sie auch und übernahm sehr achtbar Jennifer Battens früheren Part. Durch ihr Funk-Solo erhielt die steinalte Muddy Waters-Nummer eine überraschend frische Note. "People Get Ready", die ehemalige Kollaboration Becks mit Faces-Kompagnon Rod Stewart, wurde durch das pumpende Honkytonk-Piano Rebellos vor dem Kitschabdrift gerettet.
"Over The Rainbow" - eigentlich grässlich überhört, doch von dieser Combo absolut hörenswert. "Brush With The Blues" hätte eigentlich so etwas wie eine Verbindung zur Vorgruppe darstellen können, wenn Becks Blues-Auffassung nicht so eigenständig wäre. Überraschend wurde noch der Woodstock-Klopper "I Want To Take You Higher" von Sly And The Family Stone gegeben, abermals beeindruckend von Frau Smith intoniert. "A Day In A Life" ist da schon eher ein Bühnenstandard. Mit Puccinis schwelgerischem "Nessun Dorma" empfiehlt sich die Expertentruppe, wie sie sich auch vorgestellt hat: Ihre meisterliche Interpretation lässt auch an allzu Bekanntem noch Neues entdecken. Die rund 3.500 Gäste - vom pickeligen Gitarrenschüler bis zu Peter Rüchel - ließen es an Applaus dafür nicht mangeln.