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Gesehen! La Luz / 18.04.2014, Hamburg, Astrastube
Erleuchtung am Karfreitag
Text / Live-Bild: Sandra Kriebitzsch
Dass Surf-Musik recht eingängig ist, weiß spätestens seit Quentin Tarantinos "Pulp Fiction" jeder. Aber wenn eine Band ein Album veröffentlicht, auf dem sich schlichtweg Ohrwurm an Ohrwurm reiht, ist es schon etwas Besonderes. La Luz aus Seattle haben dieses Kunststück vollbracht. Die Songs ihres Debüts "It's Alive" beißen sich förmlich in den Gehörgängen fest. Ob ihre Surfpop-Perlen auch live so nachhaltig wirken, ließ sich auf der kleinen April-Tour überprüfen, die die Band hierzulande nach Stuttgart, Berlin und Hamburg führte.
Ruhe am Karfreitag? Nichts da. Die kleine Astrastube war zum Bersten gefüllt, als Shana Cleveland (Gitarre), Marian Li Pino (Schlagzeug), Abbey Blackwell (Bass) und Alice Sandahl (Keyboard) die Bühne betraten. In den nächsten 45 Minuten gelang es den vier jungen Damen allerdings, eine himmlische Aura über den Ort des Geschehens zu legen. Man sah sie als engelsgleiche Lichtgestalten förmlich durch den Raum schweben - zumindest bei geschlossenen Augen. Denn tatsächlich gab es nur wenig Spielraum für Bewegung auf der kleinen Bühne. Alle vier standen auf ihrem Platz und bedienten konzentriert, aber mit großer Nonchalance ihre Instrumente.
Interaktion mit dem Publikum? Wenig. Interaktion mit sich selbst? Mehr. Desöfteren gab es zwischen den Songs Gekicher und kleine spaßige Wortgefechte, wenn zum Beispiel beim heraus gezögerten Schlussakkord doch eine der Damen ein Tuckelchen daneben lag. Denn Danebenliegen ist ihre Sache eigentlich nicht: die Songs sind trotz ihrer vordergründigen Leichtigkeit und dem umwerfenden Pop-Appeal ziemlich ausgetüftelt. Sie leben von kleinen Tempowechseln, unprätentiösen Soli, liebevoll herein gebastelten Breaks und dem warmen Vintage-Sound. Und natürlich von den perfekt aufeinander abgestimmten mehrstimmigen Gesangslinien.
Die Songs atmen und haben Zeit. Während andere Bands mit schnellen Nummern ihr Publikum anheizen müssen, erobern La Luz die Herzen mit der sprichwörtlichen Ruhe selbst. Zu zwei Höhepunkten unter vielen werden die unglaublich schönen, langsamen Stücke "You Can Never Know" und "Call Me In The Day". Aber auch etwas schnellere Songs wie "Big Big Blood" kommen bestens an. Am Ende hat jeder im Publikum - dem tosenden Beifall und den zufriedenen Gesichtern nach zu urteilen - sicherlich seinen ganz persönlichen Hit im Ohr. Und kann erleuchtet nach Hause schweben.