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Gesehen! Left Lane Cruiser / 18.11.2009, Frankfurt, Clubkeller
Begeistertes Publikum - dank Waschbrett-Blues
Text: Claudio Castello
Die Band unverschämt gut, das Publikum komplett von den Socken und der Ort wie für diesen Abend gemacht - so ließe sich das Konzert von Left Lane Cruiser im Frankfurter Clubkeller zusammenfassen. Im Grunde ist es nur ein winzigkleiner Raum im Gemäuer eines stinknormalen Wohnhauses inmitten einer Großstadt, in dem heute großes Kino geboten wird: Musik-Legenden dürfen auferstehen, Südstaaten-Luft geschnuppert werden - obwohl LLC nicht mal aus dem Süden stammen. Unkaputtbare Stimmbänder aus Stahlwolle gibt es auch noch zu genießen. Und wer noch nie ein Waschbrett Musikmachen gehört hat, ist heute Abend um eine Erfahrung reicher nach Hause gegangen.
Leider sind Left Lane Cruiser trotz ihres vor kurzem veröffentlichten neuen Albums "All You Can Eat" auf dem alten Kontinent und so auch in Deutschland noch weitestgehend unbekannt. Da überrascht es nicht, dass im Clubkeller selbst um halb 10 tote Hose herrscht. Die beiden Musiker Joe Evans und Brenn Beck vertreiben sich die Zeit im Nebenraum und gönnen sich Bierchen, Drummer Beck lässt sich noch für eine Kickerpartie begeistern. Als Sänger und Gitarrist Evans seinen Kollegen wieder nach hinten holt und man vom Spiel aufschaut, blickt man erfreulicherweise in eine bunte Menge an Clubfreunden, Ü30-Damen, Szenegängern und Bluesliebhabern. Der lachhafte Obolus an der Eingangstür war also zum Glück nicht abschreckend.
Nachdem man sich vor dem Equipment stehend noch einige Zeit erwartungsvoll in Geduld üben muss, stiefelt die Zwei-Mann-Band aus Indiana durch die Menge zu ihren Instrumenten. Ohne groß weiter Zeit zu verschwenden, begrüßt Evans die Gäste knapp, und schon wird angezählt. Was jetzt folgt, ist schwer zu beschreiben: Es klingt wie eine Mischung aus Delta oder spätem Chicago Blues, Country, Stoner- und Southernrock mit einem Schuss Punk - ungestüm, archaisch und bissig. Das verdanken Left Lane Cruiser den polternden Drums, vor allem aber dem Slidegitarrenspiel und Evans Kratzbürstenstimme. Die Mixtur kommt an und animiert das Publikum sofort zum Tänzeln, Aufjaulen und - besonders schön, da reflexartig und dabei so passig - zum Händeklatschen und Bodenstampfen.
Bereits durch die ersten Nummern wie "Set Me Down" oder "Justify" vom alten Album spielt sich das Duo technisch und klanglich hervorragend, aber auch neue, härtere Lieder wie das pumpende "Hillgrass Bluebilly" oder "Black Lung" begeistern die Zuhörerschar. "Hard Working Man" könnte hingegen auch von ihren Labelkollegen The Black Keys stammen und lehnt sich auch live eher gemütlich groovend zurück, natürlich immer mit Schrammelnote. Dabei kann man Joe Evans bei aller optischen Ähnlichkeit zum Sinnbild eines trinkwütigen Rednecks eines nicht nachsagen: Grobschlächtigkeit. Zwar jagt er, auf einem Stuhl sitzend und wild mit den Beinen schlackernd, sein Bottleneck wie von Sinnen über die Saiten, spielt aber sehr gekonnt und punktgenau.
Auch Drummer Beck macht seinen Job tadellos: Jeder Schlag sitzt, jeder Kick hämmert den Beat mit Nachdruck in die Magenwand. Passend
zu "Wash It" schnallt er sich auch noch ein Waschbrett um, ebenso für "Amy's In The Kitchen" und "Busket",
oder spielt in "KFD" zusätzlich Mundharmonika - fabelhaft! Zu den eigenen Songs gesellt sich eine Interpretation des
bekannten "Black Betty", und auch den Altmeister Muddy Waters lassen die Jungs aus Indiana in zwei Coverversionen auferstehen.
Die heimischen Bluesgefilde rund um die Region der Great Lakes scheinen zu prägen. Das Publikum ist restlos begeistert,
klatscht die Jungs für eine Zugabe noch mal zurück und entlässt sie danach nur schweren Herzens.
Aber Sänger Joe Evans, völlig verschwitzt, grinst und findet tröstende Worte: "Let's get drunk now!"