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Gesehen! Metallica @ Sonisphere Festival / 04.06.2014, Hamburg, Imtech Arena
Mehr geht nicht
Text: Mathias Frank
Offiziell läuft der Abend als Sonisphere Festival. Ist natürlich Käse, wir sind auf einem Metallica-Konzert und obendrein auf dem einzigen in Deutschland (sonst spielt die größte Band der Welt im Rahmen ihrer "By Request"-Tour nur noch Rock Am Ring und Rock Im Park). Denn ein Festival mit vier Bands, auf dem keine der ersten drei - immerhin Ghost, Mastodon und Slayer (!) - länger als eine Dreiviertelstunde spielen darf, der Headliner aber zweieinhalb, ist kein Festival. Und wenn alle wegen der gleichen Band da sind, sicherlich auch nicht.
Die Imtech Arena ist natürlich seit Monaten ausverkauft, die Stimmung den ganzen Tag schon blendend. Vermutlich nicht nur St. Pauli ist in fester Hand der Metallica-Jünger (auf der Reeperbahn besetzten sie schon mittags nahezu jede Kneipe und jedes Café). Aus allen Richtungen waren sie angereist, um ihre Songs zu hören. Denn Metallica baten die Karteninhaber, im Vorfeld online über die Setlist abzustimmen. Und das löste eine Reihe an Gefühlen aus. Unter anderem Vorfreude ("Endlich mal ‘ne andere Setlist als sonst"), Enttäuschung ("Ne, doch nicht") und am Ende pure Begeisterung ("Geil, nur Klassiker"). Denn natürlich haben sich die Metallica-Fans ausschließlich die Klassiker gewünscht. Muss es für eine Band nicht frustrierend sein, wenn niemand die Sachen hören möchte, die sie in den letzten 20 Jahren gemacht hat? Sondern nahezu nur die Lieder, die von 1991 und früher sind?
Es muss. Aber den Leuten war es egal. Sie stimmten für "Fade To Black" und "One", "For Whom The Bell Tolls", "Nothing Else Matters” und "Welcome Home (Sanitarium)". Den Anfang macht mal eben "Battery", gefolgt von "Master Of Puppets", und schon ist die Sache durch. Das wird derbe, das wird groß. Riesige Leinwände neben und hinter der Bühne lassen jeden alles sehen, der Sound geht mehr als klar, und die Band ist Metallica. Bäm. Mehr geht nicht. Nur Hits. "Ride The Lightning" und "The Unforgiven". Keine dicke Show, keine großen Effekte, kein übertriebenes Gepose. Einfach vier alte Männer mit einer Menge alter Musik. "Creeping Death" und "Sad But True". Zwischendurch kommt "Lords Of Summer", der neue Song. Nicht gewählt, außer Konkurrenz. Naja, ist ja ihr Konzert, aber die Nummer will niemand hören. Lieber "Enter Sandman" - und wenn 50.000 Leute diesen Song mitsingen, dann haben 50.000 Leute eine Gänsehaut. Wahnsinn.
Es sind rund zweieinhalb Stunden vergangen, als nach "Seek And Destroy" Schluss ist. Aber weder Band noch Leute gehen. Nein, wie es sich gehört, wird sich gebührend verabschiedet. Die Band schüttelt Hände, bedankt sich und bedankt sich und bedankt sich und die Leute feiern weiter. Sich, die Band und vielleicht auch, dass sie nicht im Zelt pennen müssen. Ist ja kein Festival hier...