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Gesehen! Peter Bjorn And John, Little Man Tate / 13.09.2006, München, Atomic Café
Richtiger Ort, falsche Zeit
Text: Bettina Dunkel
Eigentlich sollten Doppel-Headliner-Tourneen ja so beschaffen sein, dass man von gegenseitiger Ergänzung
sprechen kann. Im Falle von Little Man Tate und Peter Bjorn And John waren die einzigen Gemeinsamkeiten: das
Plattenlabel und ein gewisser aktueller Hype. Ansonsten machten die einen britischen Pub-Rock, während
die anderen schwedischen Melancholie-Pop verbreiteten. Die einen hatten ihren Spaß, die anderen
mühten sich ab. Ungleicher Kampf? Jupp. Monstermäßig ungleicher Kampf.
Dabei konnte man zu Beginn meinen, dass das Kräfteverhältnis ausgeglichen sei. Weil Peter Bjorn
And John dann doch so etwas wie die Headliner waren - ihr Kommen stand schon lange fest, die Platte
wurde durch die Bank gelobt und glänzt im Gegensatz zu Little Man Tates noch nicht veröffentlichtem
Debüt durch rege Absatzzahlen. So spielten die Kollegen aus Sheffield so etwas wie den Support.
Klare und faire Sache.
Aufschlag also Little Man Tate: Vier Jungspunde betreten die Bühne. Lächelnd, nervös und
fertig zum Abheben. Und zur Hälfte in Blockstreifen-Shirts gewandet. Passt schon mal super in einen
Laden, in dem ein Abend ohne Blockstreifenmassenauflauf schon seit geraumer Zeit nicht mehr denkbar ist.
Waren die Sympathien demnach schon mal rein optisch vergeben, so tat die gute Dreiviertelstunde Akustik
ihren Rest. Zwar konnte sich Maz, der Gitarre spielende Verdammt-ich-seh-aus-wie-Peter-Brugger-Mann,
das ganze Set über nicht aus seiner natürlichen Verkrampfung lösen. Doch weder tat
dies dem Sound, noch der Laune der anderen drei Abbruch. Geht auch kaum, lautet schließlich
die Selbstdefinition der Band: "Wir singen gerne, tanzen gerne und haben Spaß."
Und nichts anderes tat und hatte schon bald nach den ersten Takten das Publikum. Ganz egal, ob es sich
dabei um die vom so genannten Clubben schon hinlänglich ins Ohr gefrästen Stücke oder
um bislang Ungehörtes handelte. Aber wer "What? What You Got" mit seinem Mitsing-Refrain
"Something for the weekend" und das Lalalala-getragene "House Party At Boothys" kennt,
der kann schon ahnen, wie die anderen akustischen Mitbringsel beschaffen waren. 1:0 für die Band,
die sich nach Jodie Fosters erster Regiearbeit benannt hat.
Ein Vorsprung, den man eigentlich locker einholen kann. Insbesondere, wenn man Peter, Bjorn oder auch John
heißt und "Young Folks", den Sommerhit 2006, im Gepäck hat. Aber selbst dieser Joker
mochte nicht zünden. Dabei lag es gar nicht mal so sehr daran, dass bei der Live-Darbietung der
Übersingle die Bongos und die Präsenz von Studio-Zweitstimme Victoria Bergsman fehlten. Die
weiblichen Gesangparts übernahm einfach Leadsänger Peter. Und solange gepfiffen und gerasselt
wird, was das Zeug hält, ist der Wiedererkennungswert gegeben. Mehr allerdings nicht. Denn diese
unnachahmliche Stimmung, die "Young Folks" zu erzeugen in der Lage ist - die blieb aus.
Schon sehr früh hatte sich gezeigt, dass das schwedische Trio gegen seine Vorband zu kämpfen hatte.
Denn die hatte sich als wahrer Anheizer erwiesen. Und obwohl ein Großteil des Publikums wegen
Peter Bjorn And John gekommen sein mochte - gegen die in Partystimmung versetzte Menge, die sich jetzt
nicht mehr ausreichend unterhalten fühlte, kamen die leisen Töne aus dem hohen Norden kaum an.
Die bezeichnendsten Worte für das vorherrschende Dilemma sang das gefrustete Trio selbst:
"Now it's so slow, so slow." Schade eigentlich.