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Gesehen! ProgPower Europe Festival 2007 / 07.10.2007 (3. Tag), Baarlo (NL), Sjiwa

Prog in der Halle des Bergkönigs

Text: Klaus Reckert      Live-Fotos: Stephan Kunze

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Am sechsten Tage erschuf Gott ... den Stromausfall: Day Six aus den Niederlanden eröffneten den dritten Festivaltag zwar furios und vielversprechend mit ihrer Mixtur aus Rush-getöntem Progrock mit Jazz-Elementen sowie einem Wakeman-verdächtigen Keyboard-Solo, mussten aber doch erleben, dass nach dem zweiten Lied ein gehimmelter Bass-Amp die Hauptsicherung mit ins Grab nahm.

Jon Oliva's Pain

Jon Oliva's Pain

Laute Rufe nach "Schlagzeugsolo" etc. blieben unerhört, dafür aber erschien die Band nach der Fehlerbehebung bestgelaunt zur zweiten Hälfte ihres Sets. John & Jon beschrieben den Sänger/Gitarristen Robertus Antonius Fransiscus recht treffend als "Bryan Adams scary younger brother". Das wild grimassierende Energiebündel ist ein echter Bühnenmittelpunkt, der in einem Solo von Jazz-Figuren zu Powerchords zu wechseln imstande ist. Die Band bot einen besonders interessanten Stilmix, der Interesse für ihr zweites, noch nicht erschienenes Album weckt.

Meyvn aus Austin/Texas führten das Programm in härtere, geradlinigere Bahnen zurück. Richard Clarks bisweilen leicht quengeliger Gesang war zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, aber ab "How Far We Fall" vom aktuellen Rundling "Splintered Skies" stellte auch das kein Problem mehr da. Auch das an Dream Theater gemahnende "Seize" und die Prog-Ballade mit Shredding-Teil "Future Untold" überzeugte von Minute zu Minute mehr. Bassist Ken Liao erinnert nicht nur optisch ein wenig an John Myung, auch sein virtuoses Zehnfinger-Tapping schindet vergleichbaren Eindruck. Der sympathische Haufen war offensichtlich überglücklich, das ProgPower bespielen zu können. Und das Publikum war es mit ihnen.

Nach diesem Auftritt hatten es Circus Maximus aus Norwegen nicht leicht, einen Fuß in die Tür zu bekommen. Ihre (uns zuvor nicht bekannte) Musik lässt sich als nochmals zuckerigere Ausgabe von Kamelot beschreiben. Und Pomp-Progrock à la "Abyss" vom aktuellen Album "Isolate" kam sichtlich nicht überall in der inzwischen dichter gefüllten Halle an. Inzwischen war beispielsweise wie jedes Jahr die niederländische Prog-Legende Arjen Lucassen (Ayreon, Ambeon, Star One) in der Halle erschienen. Und auch Marcel Coenen (Sun Caged, Storm Rider, Time Machine, Solo) ließ sich wie stets blicken. Circus-Gitarrist Mats Haugen, der manchmal einen gediegenen David Gilmour gab, und Sänger Michael Eriksen sind zweifellos gute Techniker. Aber das Posing des sonnenbebrillten und ununterbrochen kaugummikauenden Eriksen war nicht jedermanns Fall.

 

 

Zeit also für die Münchner Dreamscape. Die führten sich mit mehreren melodiestrotzenden Visitenkarten aus ihrem hervorragenden Album "5th Season" ein: Einen besseren Konzertstart als das ohrverwurmende "Different", das Zähne zulegende "Déja Vu", das piano-basierte "Somebody" kann es kaum geben. Verbesserungsfähig jedoch die interne Kommunikation: Die Band würgt Versuche des vorzüglichen Sängers Mischa Mang, mehr als zwei Worte lange Ansagen ans Publikum zu richten, in schöner Regelmäßigkeit mit Phon-Gewittern ab. Stattdessen gelang es ihm aber, größere Mengen von Promo-CDs in den vorderen Reihen zu verteilen. Mit Wolfgang Kerinis hat die Band einen der versiertesten Gitarristen des gesamten, in dieser Hinsicht nicht armen Festivals am Start, der beim Longtrack "End Of Light" sein ganzes Können zeigte.

Abermals stark geteilte Meinungen gab es zur vorletzten Band des Abends, Sieges Even. Die deutsche Prog-Institution hatte sich 2005 nach achtjähriger Pause mit neuem Sänger Arno Menses reformiert. Und seither zwei Alben abgeliefert, die sich doch deutlich von den bisherigen Frickel-Großtaten entfernt haben. Das aktuelle "Paramount" zeigt sogar dezente AOR-Verweise. Spieltechnisch weiterhin über jeden Zweifel erhaben zeigte auch der ProgPower-Auftritt die Bewegungen des Quartetts in Richtung Zugänglich- bis Süßlichkeit. Das kam teilweise gut beim Publikum an, andere waren zwangsläufig enttäuscht. Wieder andere konnten sich mit alten Stücken beispielsweise vom Götteralbum "A Sense Of Change" trösten, die auch vom aktuellen Line-Up großartig interpretiert wurden. Beispielsweise "The Waking Hours" oder "These Empty Places" ließen keine Wünsche offen, weder beim arschtighten Spiel der Holzwarth-Brüder, bei Markus Steffens gestanzten Soli, noch beim klaren Gesang des Niederländers Menses, dessen positive, ja glückliche Ausstrahlung auffiel.

Totaler Szenenwechsel: Von Jon Oliva’s Pain hatten wir hauptsächlich Reproduktionen des Bandmaterials von ihren zwei ordentlichen, aber nicht weltbewegenden Eigenveröffentlichungen erwartet. Davon gab es aber nur "Maniacal Renderings". Stattdessen brannte die Band um den mittlerweile nicht nur vom Körperumfang her stark an die Star Wars-Figur Jabba The Hut erinnernden Oliva ein wahres Feuerwerk aus alten Savatage-Stampfern ab, darunter "Warriors", "24 Hours", ein köstlich-endloses "Streets"-Medley, "Edge Of Thorns", eine fulminante Version von "Gutter Ballet" und schließlich "Hall Of The Mountain King"…

Wer das aktuelle Line-up von Savatage gesehen hat, weiß, dass es an die von Pain gebotene Intensität, Spielfreude und –stärke nicht annähernd herankommt. Und auch bei im Original von Zak Stevens gesungenen Nummern überzeugte Oliva vollkommen, wobei er unausgesetzt kiffte, sich bei laufender Show erstaunliche Mengen Jägermeister servieren ließ und sein Publikum mit einem Grinsen musterte, für das andere in Zwangsjacken gesteckt werden würden. Ein Toben wie noch selten bei diesem an und für sich schon begeisterungsfähigen Publikum verabschiedete die Truppe. Und setzte für all jene das Zeichen zur Rückfahrt, die sich nicht noch auf die berüchtigte After Show-Party einlassen wollten oder konnten.

Die Ausgabe zum zehnjährigen Jubiläum des ProgPower Europe wird am 03. bis 05. Oktober 2008 stattfinden. Mit Division By Zero ist bereits eine attraktive Band bestätigt.

 

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Highlights ProPower Europe 2007

- Thessera

- Oceans Of Sadness

- Jon Oliva's Pain

- Nahemah

- "Burg Bröckelstein" (Kasteel de Berckt)

 

Links:

>> Festival-Info ProgPower Europe 2007 bei POP FRONTAL

>> Festivalbericht ProgPower Europe 2005 bei POP FRONTAL

>> Festivalbericht ProgPower Europe 2004 bei POP FRONTAL

>> Homepage ProgPower Europe

>> Homepage Jugendzentrum Sjiwa in Baarlo

>> Homepage Burg Bröckelstein

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Dreamscape

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Jon Olivas Pain

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