Aktuelle Konzerttipps gibt's jede Woche im Newsletter!
Gesehen! Randy Hansen / 23.04.2009, Köln, Kulturkirche
Churchsurfing
Text: Stephan Kunze & Klaus Reckert Live-Fotos: Klaus Reckert
Zum Vergrößern der Fotos bitte auf die Bilder klicken!
Tolles Duo: Kölns vermutlich schönster Konzertaustragungsort beherbergt Randy Hansen! Das Jimi Hendrix-Double
hatte sich schon viele Jahre nicht mehr am rheinischen Weltnabel blicken lassen. Dieser Auftritt vor vollem (Gottes-)Haus
sollte ihm jetzt eigentlich dauerhaft die Schlüssel der Stadt sichern. Die Kulturkirche im lieblichen Nippes ist
eine der seltenen neogotischen Kirchen in Köln. Diese architektonisch wirklich einfach wunderschöne
Lutherkirche wird von der evangelischen Gemeinde übrigens im durchaus "handels"üblichen Sinne
genutzt, überwiegend Sonntagmorgens. Sie kann aber seit 2004 auch für Kulturveranstaltungen gebucht
werden. Eine solche war beispielsweise das Randy Hansen-Konzert...
... das die Veranstalter als "Randy HansOn" auf die Tickets gedruckt hatten. Kleiner Schönheitsfehler, den man einer Truppe gerne durchgehen lässt, die unglaublich freundlich und für eine - wie gesagt - nachgerade atemberaubend schöne und mit einer prächtigen, wiewohl für den Mixer vermutlich nicht einfach zu beherrschenden Akustik gesegneten Location verantwortlich ist. So war beispielsweise der Drums-Anteil im Sound im Kirchenschiff über die ganze Konzertdistanz ein Otternäschen zu laut.
Randy Hansen - sicher einer der weltweit bekanntesten "Tribute"-Gitarristen - muss man Musikfans an dieser Stelle vermutlich nicht mehr schmackhaft zu machen suchen. Er steht seit Dezennien für "the next best thing" nach einem Jimi Hendrix-Konzert. Auf der aktuellen Tour begleitet ihn neben Ufo Walther am Bass mit Manni von Bohr auch eine Drum-Ikone (Message, Birth Control u.v.a.). Wer letztgenannten anno dunnemals beispielsweise mit Alex Oriental Experience gesehen hat, hat schon die Erfahrung gemacht, dass der Chefredakteur des Fachmagazins "Drums & Percussion" kein trockener Papierknisterer ist.
Der Star des Abends (Randy, Rechtshänder) erklimmt mit einer für die authentische Optik umgedrehten, weißen Linkshänderstrat die Bühne und lässt sofort keinen Zweifel mehr daran, worum es heute Abend gehen wird. Immer wieder verblüffend, wie ähnlich letztlich der Tribute-Gitarrist dem nachgeahmten Gitarristengott doch schon rein körperlich ist, - bis hin zu einem Gebiss, bei dessen Anblick Dentisten sofort von Schweizer Nummernkonten zu träumen beginnen. Dazu kommen natürlich noch Kostümierung und sorgfältig einstudiertes Stage Acting. "(Let Me Stand Next To Your) Fire" ist ein erster Beweis dafür, wie verblüffend authentisch, aber auch lebendig dieses Trio Sound, Look and Feeling des Originals zu reproduzieren imstande ist.
"Hear My Train Acomin'" ist eines der nächsten Highlights, das durch ein atemberaubendes Wah-Solo gekrönt wird - Blues rules! Natürlich führt Randy im Laufe des Konzerts auch souverän sämtliche üblichen Hendrix-Stunts vor (mit der Zunge bzw. hinter dem Kopf solieren oder ständige irre schnelle Wechsel zwischen "normalen" Greifen von unten bzw. von oberhalb des Gitarrenhalses). Der melodische Midtempo-Groover "Power To Love" leitet über zu "Have You Ever Been (To Electricland)", bei dem nur der hier erstmals auftretende Falsettgesang beim Publikum leichte Irritationen auslöst. Das lässt sich aber mit einer feurigen Version von "Are You Experienced" locker wieder beruhigen, nicht zuletzt wegen der eingearbeiteten Fassung von Ravels "Bolero" und dem spätestens hier wirklich bemerkenswerten Drumming von Manni v. Bohr.
Im weiteren Verlauf füllt sich auch der Mittelgang der Kirche recht gut, und bei der zweiten Zugabe ("Purple Haze" gefolgt von "Foxy Lady") lässt sich Randy tatsächlich auf dem Rücken liegend und zeitgleich wild solierend Richtung Kirchentor durchreichen. Zumindest einige Meter. Drei Zugaben haben wir erbrüllt, gegen Ende kommen auch noch Nebelmaschinen zum Einsatz, welche die Kirchenszenerie mit den Bänken und dem bunten Fensterglas nochmals faszinierender machen. Die Frage "Was würde J. H. heute spielen?" konnte und wollte auch das heutige R. H.-Konzert nicht beantworten. Festzustehen scheint aber, dass J. H. das heutige Konzert gefallen hätte - da es ein spezieller Auftritt an einem sehr speziellen Ort war.