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Gesehen! Rock Am Ring 2008 / Nürburgring (Eifel), 1. Tag: 06.06.2008

Konspiratives Treffen

Text: Klaus Reckert      Live-Fotos: www.iTouchMag.com

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Seit 1985 macht Rock Am Ring nun schon die Eifel unsicher. Seither hat sich R.A.R. laut Veranstalter Lieberberg zum größten Festival Deutschlands entwickelt (jedenfalls wenn man ein kostenloses Event wie etwa die zuschauertechnisch rund dreimal größere Rheinkultur außer Betrachtung lässt). Gemeinsam mit dem Zwillingsfestival Rock Im Park wurde dieses Jahr ein Billing der ganz großen Namen – mit Metallica und den Toten Hosen - und der großen Zurückkehrer à la Rage Against The Machine aufgefahren. Das Konzept ging auf: Trotz Fußball-EM und des würzigen Ticketpreises von 135 € waren beide Festivals frühzeitig ausverkauft – R.A.R. sogar bereits im März.

Opeth

Opeth

Das Festivalgelände für diese "Formel 1 der Rockmusik" integriert unter anderem das Start-/Ziel-Haus, die Boxengasse, altes und neues Fahrerlager und bietet somit ein ganz eigenes Flair, jedenfalls für Menschen, die auch nur ansatzweise etwas "Benzin im Blut" haben. Überdies kann man nach etwas Eingewöhnung dem Umstand, praktisch überall Asphalt unter den Füßen zu haben, durchaus viel Positives abgewinnen. Besonders angesichts der berühmt-berüchtigten Kapriolen des Eifelklimas. Zu den weiteren Spezialitäten des Events zählt ein vergleichsweise luxuriöses Pressezentrum, das den Namen mal wirklich verdient. Für jedermann relevant und auffällig ist weiterhin das Prinzip, das gesamte Areal vor den zwei Hauptbühnen durch begehbare "Wellenbrecher" zu segmentieren. Dies soll einerseits die Massen kanalisieren, andererseits aber auch den Rettungskräften ermöglichen, bei über 90.000 Menschen auf dem Gelände bei Bedarf schnell zu Hilfsbedürftigen im Bühnenbereich vorzustoßen.

Den Zuschauermassen entsprechend sind die Zufahrtswege rund um die "grüne Hölle" am Festivalfreitag am Ende ihrer Kapazitäten - und wären es sicher noch mehr, wenn nicht viele der Fans bereits am Mittwoch oder Donnerstag angereist wären. Ein Sightseeing-Gang über die Zeltplatzbereiche wird daher bereits mit beeindruckenden Impressionen belohnt: So wie der Rheinländer minutiös und bis ins letzte Detail sein Karnevals-Engagement plant, so scheint der typische Ringrocker bei der Planung seiner Unterbringung und Versorgung wenig dem Zufall zu überlassen. Das Ergebnis sind wahre Zeltstädte, die so ziemlich alles bieten, was das Rocken angenehmer machen kann: Pool, Sauna, Sportanlagen, Großküchen – alles da…

Langsam wird es aber auch Zeit für etwas Musik: "We're Opeth. We come from Sweden. Just like Bands as Abba or Roxette". So stellte der in ein Scorpions-T-Shirt gewandete Mikael Åkerfeldt seine Ausnahmetruppe vor. Auf-die-Fresse-Epen wie das fünfzehnminütige "The Baying Of Hounds" oder das von markerschütternden Growls gezierte "The Great Conjuration" dominierten einen enthusiastisch abgefeierten Auftritt der Band, die mit "Watershed" just eine neue Großtat des Progressive Metal und mit Fredrik Åkesson (ex-Arch Enemy) einen sich großartig machenden neuen Lead-Gitarristen am Start haben.

Bad Religion sind eine Glaubensfrage für sich. Eine der (zumindest für den Rezensenten) sympathischsten Bands der Welt brachte mit Ausdruck, Glaubwürdigkeit, strahlendem Satzgesang und inhaltlichem Anspruch wieder mal alles nach Hause. Nur wenige Minuten von Serj Tankians (System Of A Down) Auftritt waren dem Ring-Berichterstatter vergönnt. Die aber waren schon aufgrund des Falsett-Gesangs des Hut tragenden Entertainers eigenartig anziehend. Auszüge aus seinem Solowerk "Elect The Dead" wie "Empty Walls" machten jedenfalls definitiv Lust auf mehr. Von allerlei Negativstimmen zu früheren Konzerten vorbelastet, erwartete man von Coheed & Cambria vielleicht nicht allzu viel. Die New Yorker um Frontbobtail Claudio Sanchez überzeugten jedoch mit einer relativ energischen Live-Show inklusive der Indienststellung zweier Hintergrundsängerinnen. Bei Sanchez verraten tatsächlich nur die umhängende Gitarre und der gewählte Winkel zum Mikrofonständer, wo bei ihm vorne und hinten ist. Doch obwohl man sein Gesicht kaum zu Gesicht bekam, war er prächtig bei Stimme, die aufgrund der "Helium-Effekte" allerdings nicht jedermanns Fall war. Seine Combo schien bestens aufgelegt zu den gespielten Stücken, beispielsweise vom neuen Konzeptwerk "No World Tomorrow". Schlagwerker Chris Pennie gewann abschließend noch unangefochten den Pokal beim Drumstick-Weitwurf.

 

Schock am Ring

Cavalera Conspiracy war die wohl brutalste, kompromissloseste Band im durch Erscheinungen wie Culcha Candela ("Hammer") teilweise doch mehr den Namen "Pop Am Ring" rechtfertigenden 3-Tages-Billing. Die Wiedervereinigung der Cavalera-Brüder Igor und Max ließ auch vor Ort mit Thrash-Bestien wie "Territory", "Inner Self" oder "Dead Embryonic Cell" und dem Höhepunkt "Refuse/Resist" Erinnerungen an die allerbesten Sepultura-Tage aufleben. Doch auch das Material vom konspirativen Debüt wie "Sanctuary", bei dem Igor parallel zum Gitarrebedienen Capoeira-ähnliche Fußkampftechniken ausführte, lösten stürmische Begeisterung aus.

Nach diesem Thrash-Vollbad konnte der Kontrast zu Róisín Murphys (der "Stimme von Moloko") freakig-lasziver Elektroshow im Coca Cola-Zelt kaum größer sein. Die Dame legte sich durch Umkleiden nach jeder Nummer buchstäblich enorm ins Zeug – dennoch lieber weiter zu Motörhead mit einem beim unvermeidlichen "Overkill" etwas desorientiert wirkenden Lemmy. Grundsätzlich aber: The same procedure as every year. Das konnte man vom lange erwarteten Auftritt der Crossover-Helden Rage Against The Machine nun nicht gerade sagen. Die Headliner dieses Freitags hatten schon 1994, 1996 und 2000 den Ring gerockt. Frisch wiedervereinigt legten sie nun hier auch ihr erstes Deutschlandkonzert seit acht Jahren hin. Aufgeräumt, ja reduziert das Bühnenbild mit rotem Stern als einzigem Schmuck. Sänger Zack de la Rocha und die anderen Maschinisten verursachten ab dem eröffnenden "Testify" mit heftigen Attacken gegen die US-Regierung in den Ansagen sowie mit Klassikern à la "Freedom", "Bullet In The Head", "Bombtrack" und natürlich "Killing In The Name Of" eine 80-minütige Hüpforgie vor der Center Stage. Dagegen kamen auch The Prodigy ("Smack My Bitch Up") mit ihren Break- bis Blastbeats und teils verwirrend unfreundlichem Gehabe nicht mehr an. Feierabend am Ring…

 

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Links:

>> Festivalinfo Rock Am Ring 2008 bei POP FRONTAL

>> Homepage Rock Am Ring

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>> Homepage Opeth

>> Homepage Bad Religion

>> Homepage Serj Tankian

>> Homepage Coheed And Cambria

>> Homepage Cavalera Conspiracy

>> Homepage Motörhead

>> Homepage Rage Aganinst The Machine

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Roisin Murphy

Róisín Murphy

 

Rage Against The Machine

Rage Against The Machine

 

Cavalera Conspiracy

Cavalera Conspiracy

 

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