Aber die Show musste ja auch am Sonntag weitergehen, und das tat sie unter
anderem mit den Lostprophets
und ihrem melodischen, von Frontmann Ian Watkins schnörkellos
inszenierten Rock, der allerdings selbst für R.A.R.-Verhältnisse
irre laut abgemischt war. Tracks wie "Shinobi
vs. Dragon Ninja", der ersten Single des Albums
"Thefakesoundofprogress" knallten ganz erheblich. Von
wegen laut: Warum die Finnen Turisas
ihren Battle Metal ausgerechnet unter der Disco-Kugel der
"Soundwave"-Zeltbühne anstimmen mussten, blieb unklar.
Fakt ist aber, dass ihr Auftritt so ziemlich alle auf dem Gelände
befindlichen Metalheads angezogen haben durfte. Und die wurden mit
dem hymnischen "To Holmgard And Beyond"
ebenso belohnt wie mit "A Portage To The Unknown". Und mit
einem gehörigen Ohrenpfeifen. Denn zumindest zu Beginn war der
PA-Sound so übersteuert, dass es permanentes Clipping setzte –
schade beim eigentlich sehr differenzierten Ensemblesound des
Sextetts, der Akkordeon und Geige integriert. Das Publikum ließ
sich auch nicht beirren und sang " In
The Court Of Jarisleif" aus vollem Halse mit.
Ehe vorzeitige Ertaubung einsetzen würde, dann doch lieber mal die
Angebote eines der Festival-Hauptsponsoren antesten: Suzuki
präsentierte heuer bereits zum fünften Mal in Folge R.A.R
und R.I.P. und hatte seine Aktivitäten dieses Jahr abermals
verstärkt. Beispielsweise die "Suzuki Urban Challenge"
versprach jede Menge Adrenalin, da die wirklich Mutigen sich hier in
Geländewagen über einen weit über das Gelände hin
sichtbaren Offroad-Parcours chauffieren lassen konnten. Steigungs-
und Gefällstrecken von bis zu 78 Prozent, Rampen, Buckelpisten,
ein sechs Meter hoher Turm und ein Wassergraben gehörten zu der
spektakulären Streckenführung. Dann doch lieber selbst
fahren? Auch kein Problem, denn dafür stand ein Dirt
Quad-Parcours für den rasanten Ritt über Stock, Stein und
oft genug auch über Strohballen bereit.
Das ist alles alberner Kinderkram? Das kann aber auch nur jemand
behaupten, der Kid Rock in letzter Zeit nicht live
gesehen hat. Vor riesiger Südstaatenflagge
und unterstützt von zwei (guten) Sängerinnen machte sich
der barbusige Ex-Star mit Cowboyhut, Zigarre und Material wie
"American Badass", "All Sommer Long" (musikalisch
eh nur ein Rip-off vom "Werwolves Of London"-Riff) oder
"Sweet Home Alabama" (man denke!) und dümmlichen
Ansagen ausgiebig selbst zur Tücking.
Der Ball ist rund - der Ring auch
Nach Erscheinungen wie Fettes Brot
(die bei Fans über 17 vermutlich rapide an Attraktivität verlieren)
mühten sich nun die Sportfreunde Stiller
in komplett grünem Corporate Design, das Ballfieber mit Hymnen
wie ihrem flugs umgedichteten Hit "54, 74, 90, 2008"
anzuheizen. Doch auch "Ein Kompliment", "Siehst Du Das
Genau So", "Ich Roque" oder das ebenso passende
"Wellenreiten" kamen zum Zuge. Nach den Sporties konnte
dann nur noch eines kommen, nämlich das EM-Spiel Deutschland vs.
Polen vor der Kulisse des zu diesem Zeitpunkt noch größten
Public Viewing Deutschlands!
Schmock am Ring
Dem Fußballspiel folgten unweigerlich die Fußballfanatiker
Die Toten Hosen. Erst im Mai hatte sich ja deren Sänger Campino aus
Wut über das Ausscheiden seines Lieblingsvereins FC Liverpool
aus der Champions League den Fuß gebrochen, als er eine
stahlarmierte Mülltonne für diese himmelschreiende
Ungerechtigkeit bestrafen wollte. Die resultierende Beinschiene
trug er auch beim R.A.R. noch mit dem jungenhaften Stolz, von dem er
offensichtlich glaubt, dass er ihn gut kleidet. Natürlich ließ
es sich unser Lieblings-Berufsjugendlicher trotz Verletzung nicht
nehmen, im Verlaufe des Konzertes wie Reinhold Messner auf den
Bühnengerüsten herumzuturnen. "Kauf mich" ließen
sich die Fans von ihm daher nicht zweimal sagen. Und auch "Wünsch
Dir was", "Alles Aus Liebe", "Cokane In My
Brain", "Niemals Einer Meinung", "Mehr Davon",
"Guns Of Brixton" (of The Clash fame) ging all jenen gut
ein, die sich nicht bereits auf den Heimatweg begeben hatten.
Die Zehn Ring-Gebote 2008
1. Du sollst unter keinen Umständen Cavalera Conspiracy verpassen.
2. Du sollst mit Roisin Murphy das Trikot zu tauschen versuchen.
3. Du sollst Dich von Lemmy nicht vollkotzen lassen (mehr dazu im Rock Am Ring-Comic, vgl.
http://www.itouchmag.com/magazine/Sebastian/262/.
4. Du sollst für The Prodigy nicht im Regen stehen. Das lohnt einfach nicht.
5. Du sollst nicht das trinken, zu dessen Konsum Anders Fridén Dich verleiten will.
6. Du sollst bei The Offspring nur mit Schutzkleidung pogen.
7. Du sollst vor der Center Stage (wegen Stephanie Tücking) stets Gehörschutz bereit halten.
8. Und wenn Saint Anger auch noch so sch... ist - Du sollst Metallica niemals unterschätzen.
9. Du sollst am Sonntag entweder bis zum Mittag abreisen oder auch die Sonntagnacht noch am Ring verbringen,
wenn Du nicht die Reize sämtlicher Eifelsträßchen im mehrstündigen Stau studieren willst.
10. Du sollst Dir noch über 600 weitere Fotos und Impressionen zum R.A.R. 2008 auf iTouchmag.com anschauen.
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>> Zum Festivalbericht 1. Tag
>> Zum Festivalbericht 2. Tag
Links:
>> Festivalinfo Rock Am Ring 2008 bei POP FRONTAL
>> Homepage Rock Am Ring
>> Homepage itouchmag.com
>> Homepage Lostprophets
>> Homepage Turisas
>> Homepage Kid Rock
>> Homepage Sportfreunde Stiller
>> Homepage Die Toten Hosen
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