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Gesehen! Steely Dan / 25.07.2007, Bonn, Museumsplatz
Heavy Rollers - Still "Reelin' In The Years"
Text: Klaus Reckert Live-Fotos: Christiane Reckter
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Es beginnt in bester Showbiz-Tradition mit einem jazzigen Instrumental der zehnköpfigen
Begleitband. Erst nach dessen Verklingen erscheint unter tosendem
Applaus das Kreativduo, das Steely Dan seit den frühen
Siebzigern ausgemacht hat: Walter Becker und Donald Fagen. Die unter
dem Slogan "Heavy Rollers" (ihrem "Gaucho"-Song
entliehen) stattfindende Tour bringt die Herrschaften zum ersten Mal
seit ihrer "Two Against Nature"-Welttournee des Jahres 2000
wieder nach Deutschland.
Die knapp 3.000 auf dem Museumsplatz
Versammelten wissen es zu schätzen und feiern die Truppe ab, wie
es Tokio Hotel-Fans mit ihren Idolen auch nicht enthusiastischer
hinbekommen dürften. Was unter optischen Aspekten zunächst
einmal erstaunen könnte, denn Mr. Becker verströmt bereits
seit Jahren entschiedenen Studienrat-Appeal. Und Mr. Fagen sieht
nicht zuletzt durch seine stets kauziger werdenden Züge und
Grimassen immer mehr aus wie der Muppets Show entsprungen. Und zwar
wohlgemerkt der Showband, nicht als Gaststar...
Doch ihr Publikum verehrt die beiden
für andere Qualitäten, nämlich als die Hervorbringer
intelligenter Jazz-, Soul- und Blues-durchwirkter Pop-Perlen wie
"Countdown To Ecstasy", "Pretzel Logic", "The
Royal Scam" oder "Aja". Und die Altmeister haben sich
darauf eingestellt: von den beiden neuzeitlichen Alben "Two
Against Nature" (2000) und "Everything Must Go" (2003)
wird nur genau das live mit einem besonders magisch groovenden
Rhythmus versehene Stück "Two Against..." zum Besten gegeben.
Ansonsten jagt in einem begeisternden Set ein Oldie den
nächsten: "Time Out Of Mind", "Bad Sneakers",
"Hey Nineteen"... Bei letztgenanntem Highlight glänzt
Gitarrist John Herington mit einem nahezu unverzerrten Solo, das
mit seinen halsbrecherischen Phrasierungen die warme
Sommerluft zum Schwingen bringt.
Aus der phantastischen Live-Band
(Fagen: "Die beste, die wir je hatten") ragt überdies
Schlagzeughexer Keith Carlock heraus. Auch die
Hintergrund-Sängerinnen (Fagen: "Our beautiful choir")
Carolyn Leonhart-Escoffery und Cindy Mizelle kamen gut an.
Und überzeugten beim im Original von David Palmer
geprägten"Dirty Work" vom Debütalbum sogar mit
Leadgesang.
Weitere Höhepunkte bildeten "Peg",
"Green Earrings", eine aufreizend langsame Fassung des
süffisanten "Chain Lightning" und - natürlich -
"Aja". Die leider viel zu früh einsetzenden Zugaben
waren "Bodhisatva" und "My Old School", bei dem
deutlich hörbar mitgeklatscht wurde.