Gesamtabschlusskundgebung einer Massenpaartherapie für 50-Plusser? Nö, Toto-Konzert! Wer unter den 5.000 Anwesenden (noch) einen Partner an seiner Seite hat, pliert diesen spätestens bei "Rosanna" mit diesem "Weeßte noch?"-Blick an und nimmt in irgendeiner angemessen erscheinenden Form Körperkontakt auf. Einer der zahlreichen Aspekte dieses hochsommerheißen Konzerts am Kölner Tanzbrunnen. Ein anderer - positiver - war der Referenzsound, der wieder einmal belegt, wie Live-Konzerte zumindest theoretisch immer klingen könnten.
Ein anderer, durchaus weniger beglückender Punkt war die sogar noch nach dem kommunizierten Einlasszeitpunkt zunächst unbesetzte Abendkasse (inklusive Presse-/Gästeliste). War außerdem Security am Einlass, die nichts von einer Gästeliste wusste, Fotopass mit Presseausweis verwechselte, etc. Aber wir haben es ja doch noch rechtzeitig auf's Gelände geschafft... Sogar rechtzeitig für Krissy Matthews. Der Telecaster spielende Australier und seine Band gaben pünktlich ab 18:30 Uhr noch weitere Schüppen ins ohnehin schon lodernde Feuer. Mit beispielsweise dem lässig und struttin' gegebenen "Hit The Rock'n'Roll Car" oder dem einem verstorbenen Freund gewidmeten "Bubbles And The Seven Phones" erntete er höflichen Applaus bei den immer noch weiter nachströmenden Massen. Bei "Rock' and Roll, Hoochie Koo", das Rick Derringer für Johnny Winter schrieb, rührte sich schon etwas mehr. Nach einer Stunde hatten Krissy Matthews (guit, voc), Keith Matthews (bss) und Miikey Dean Smith (drms) das Publikum zumindest annähernd da, wo sie sie hinhaben wollten - mussten aber wieder abtreten. So ganz richtig war der Funke aber doch nicht übergesprungen. Heißer waren da schon die Temperaturen - 37 Grad sollen es im Schatten gewesen sein. Wer in praller Sonne bis zu 25 Minuten vor einer der ausgerechnet an diesem Tag logistisch leider nicht gut "funktionierenden" Getränkebuden ausharren musste, dem kam es wohl noch länger vor. Kurz nach acht lenkte jedoch das Erscheinen von Toto von etwaig festklebenden Zungen ab.
Die All-Star-Truppe stieg mit "Only The Children" ein, das sofort mindestens zwei Dinge klar machte: die kalifornischen Perfektionisten und ihre lokalen Partner hatten wieder einen optimalen Live-Sound hinbekommen. Joseph Williams, der schon in den Achtzigern Totos Mann am Mikro gewesen war, hat heute in den hohen Lagen deutlich zu kämpfen (wird allerdings von Stunt- und Hintergrundsängerin Jenny Douglas gestützt). Als nächstes wurde mit der vielköpfigen "Hydra" gerungen. Dann jedoch reichte allein schon der Beat von "Rosanna" für das Auslösen der oben beschriebenen Harmonie-Woge, aus der die Kuschelnden erst durch ein hämmerndes Honky-Tonk-Piano-Solo von Paich und ein für seine Verhältnisse relativ verzerrtes Luke-Solo herausgerissen wurden.
Es folgte eine Ansprache von Lukather. Salbungsvoll sprach er vom Start in der Garage vor 35 Jahren und den Fans, die alles, was danach kam, erst ermöglichten. Das so anmoderierte "Lea" ließ jedoch leider von garagenhafter Start-up-Energie und Hunger genau gar nichts spüren. Sondern war und ist auch heute noch ein kalkulierter, wenn auch gekonnt gebrachter Kitschbatzen. Weiter im Liebesthema mit "Could This Be Love", während sich zu "Won't Hold You Back" abermals Hundertschaften wie ferngesteuert um den Hals fallen. Dürfen sie, denn Toto weiß: "We Can Make It Tonight", sogar bei "Any Kind Of Weather" (Zeile aus "Pamela"). Nach dem Rührstück "Human Nature" (Michael Jackson) gab "Goodbye Eleonore" endlich wieder ein wenig Gas. Was mit Mitklatschen und Schunkeln belohnt wurde. Aber auch mit ein paar Regentropfen seitens Petrus. "How Many Times" wollte Toto nun wissen. Vielleicht weiß ja "Carmen" die Antwort? Sonst droht Liebesentzug ("Stop Loving You")! Bevor es zum Äußersten kommen konnte, ergriff Simon Phillips - seit 1992 fest dazu zu rechnende Drum-Ikone - die Gelegenheit zu einem Solo, das wie stets begeisternd war. Das leicht modernisierte "Hold The Line" rockte ebenfalls, während die Zugabe "Africa" passend zu den auch noch auf der Rückfahrt herrschenden Sahara-Temperaturen gut gewählt schien.