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Gesehen! Veagaz, Yosip / 17.05.2008, Bonn, Kult 41

Invasion von der Veagaz

Text / Live-Fotos: Klaus Reckert

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Vier lange Jahre gingen ins Land, bevor Hameln's Finest wieder mit einer neuen und anbetungswürdig guten Veröffentlichung im Gepäck auf Tour durch deutsche Clubs kamen - erneut und gerne präsentiert von POP FRONTAL. Lange haben wir gemeinsam darüber gesprochen und noch viel länger könnte man darüber sinnieren, warum eine der - nach nicht nur der eigenen festen Überzeugung nach - weltweit besten Rockbands so relativ große Mühe hat, angemessen erscheinende Venues ansatzweise zu füllen. Die Abwesenheit eines Signings, die relativ weit gespreizte Veröffentlichungsfrequenz bieten sich natürlich als allfällige Erklärungen an. Und lösen dieses Rätsel dennoch nicht. Vielleicht sollte man es einfach wie unsere drei Veaganer halten. Die beerdigten die teils bitteren Erfahrungen nach gebührender Analyse einfach (beispielsweise über Stuttgart liegt ein dick wattierter Mantel des Vergessens) und freuten sich stattdessen aus vollem Herzen über ausgesprochen begeisterte 50 Fans in Bonns wohl schönstem Kulturtempel Kult41.

Veagaz

Welche zuvor auch noch so kongenial wie großartig "angewärmt" wurden. Die dem Rezensenten bislang schmählicherweise unbekannten Yosip sind offensichtlich eine seit über 15 Jahren bestehende Köln/Bonner Alternative-Legende mit internationalen Auftritten und zwei Alben im Markt ("Yosip", "Traps"). Nach einer durch Solo- sowie andere Bandprojekte (vgl. u.a. Glamour Boys, Fluid To Gas oder Psylophon) bedingten längeren Auftrittspause wurden sie für diesen speziellen Gig wieder aktiv. Das Powerpop-Trio mit Psychedelic- und Emo-Kanten setzt sich zusammen aus Axel (drms), Stif (bss) und dem Kult41-Booker Michael Hendricks (voc, git) - was auch sonst bei dem Namen?

Auch ohne die Band zu kennen, schlug Material wie das zunächst eindringlich stille, zwischendurch aber unvermittelt turboladende "The Others" die Kult-Besatzung unmittelbar in den Bann - übrigens auch eine anwesende, fröhlich los groovende Kinderschar. Zu Beginn auffallend war (neben seiner neiderregend schönen Rickenbacker), dass Michi sich zunächst für seine Vokalartistik vom unaufgeregten Vortrag bis hin zu wirklich hohen Screams noch auf der Bühne warmsingen musste. Umso beeindruckender gelang es dann ab ca. dem dritten Stück. Es macht einfach froh, diesem Sänger und dieser Band bei z. B. "She Paints A Hole In the Sky" dabei zuzuhören, wie das Entstehen eines Lächelns in packende Musik verwandelt werden kann. Offensichtlich selbst ganz begeistert vom eigenen Schaffen, wurde da gleich noch ein süffiges Wah-Wah-Solo obendraufgepackt.

Aufgrund eines begeisternden Rock-Riffs plus emoartig wohlklingenden Chören wurde dann die Aufforderung "Devour Me" gerne befolgt. Höhepunkte des Auftritts waren wohl "Interstellar Heart" (vom Album "Traps". Kommentar: "Die CD ist schon etwas älter" [Pause] "Da gab es noch keine Handys") und das mit inzwischen artistisch gelingendem, ultrahohem Gesang verblüffende "Wings In My Head". Flügel im Kopf könnt ihr wirklich machen!

 

 

Und dann Veagaz... Tom, Jörg und Sven live sind vermutlich das Wundervollste, was dem Feierabend eines Musikliebhabers zustoßen kann. Auch des Schreiberlings Liebste hatte es sich nicht nehmen lassen, Veagaz live noch einmal die Ehre zu geben: Und gab sich emotional überwältigt. Denn wieder klangen diese drei Gestalten wie 30 (besonders beim Opener "Deep In The Middle" - wie richtet Wundergitarrist Jörg diese Wallsofsound nur auf?). Wieder war der Sound kristallin, war die Präsenz der drei einerseits eine schiere Wucht und andererseits so warm und sympathisch wie deine drei besten Sandkasten-Buddies. Sven zieht die Rhythmus-Fäden nach Art eines der großen Bigband-Jazz-Drummer und erzielt dabei beispielsweise schlicht umwerfende Effekte mit dem Einsatz von Klöppeln statt Sticks. Tom ist neben Jack Bruce wirklich einer der ganz wenigen unsereinem bekannten Basser, der gleichzeitig vertrackteste Linien in Groove zementieren und dazu völlig andere, gerne zwischen sattestem Bass und berührender Kopfstimme wechselnde Gesangslinien singen kann.

So auch hier wieder: "Luise" bleibt einer der unvergesslichen, unvermeidlichen Songs für alle Mixtapes an geliebte Menschen. Der Rhythmus von "Suffering Ghost" federte mal wieder bis zum kaum noch Aushaltbaren. Erst Toms wunderbares verzerrtes Bass-Solo löste diese Irrsinnsspannung wieder auf. Toms Gesang auf "Black Coffin" drehte einem schlicht das Herz im Leibe um. Das getragene "Ghost Parade" machte mehr als gespannt auf den nächsten Silbertaler. Die Intensität von "Beercan In The Rye" müssen von der Kritik immer wieder als Veagaz-Vergleich bemühte Kollegen wie Madrugada oder Nick Cave erst noch hinbekommen. Also von der Moritat bis zum Abdrehrock wieder alles dabei. Oder, um es mit einem aktuellen Film zu sagen: "Love Veagaz".

 

Links:

>> Künstlerinfo/Tourdaten Veagaz bei POP FRONTAL

>> Homepage Veagaz

>> Konzertbericht Veagaz @ Bonn (05.03.04) bei POP FRONTAL

>> Interview mit Veagaz (2004) bei POP FRONTAL

>> CD-Rezension: Veagaz - New Suburban White Trash Soul Music - bei gaesteliste.de

>> Veagaz - New Suburban White Trash Soul Music - Reinhören und Kaufen bei amazon.de

>> Homepage Yosip

 

Setlist Veagaz

Deep In The Middle Of Nowhere
Luise
(I Played The) Suffering Ghost
Eversince
Space Girl
Moonboots
My Crusade
Black Coffin
Motor Trash
Ghost Parade (unrel.)
Wash
Beercan In The Rye
Fireball
Funeral Sunrise
Rain

 

Setlist Yosip

Crop
Questions
She Paints A Hole In The Sky
Devour Me
The Others
Stratocruiser
It's You
Interstellar Heart
Bug
Wings In My Head

 

Veagaz

 

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Yosip

 

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