Obwohl das diesjährige W:O:A vom tragischen bis ironischen Tod eines Konzertbesuchers
überschattet worden war (ein 37 Jahre alter Mann fiel in der Nacht auf Freitag
alkoholbedingt rückwärts gegen einen vorbeifahrenden Rettungswagen und
erlag im Krankenhaus den dabei erhaltenen schweren Kopfverletzungen. Nach Angaben
der Polizei war das Ambulanzfahrzeug mit Schrittgeschwindigkeit über das
Gelände gefahren) und obwohl das Wetter nicht wesentlich schlechter hätte
sein können, bleibt es doch als das bislang schönste Selbsterlebte in
Erinnerung. Die Anfahrt bleibt ja, selbst wenn es nicht unausgesetzt kübelt,
für Mitteldeutsche immer ein Schlauch, doch wenn dann endlich die erste Möwe
mit bandlogobestickter Kutte im Helmvisier auftaucht, glaubt man zu wissen, dass
es sich wieder gelohnt hat. Und auch die Erinnerung an diesmal sogar über
zwei Stunden Anstehen für die Akkreditierung schwindet schnell.
Dabei sind Erinnerungsleistungen diesmal eigentlich ganz besonders gefragt, denn
bei Dauerregen verwandelt sich nicht nur der graue Sandboden des W:O:A-Geländes
in eine Art Fangopackung, sondern auch Notizzettel in Pappmaché. Sei's
drum, für das Gefiepe und Gegrunze der norwegischen Gothic-Metaller von Tristania
war uns vor Ort auch kein freundlicherer Kommentar eingefallen. Obwohl es Chronistenpflicht
ist anzugeben, dass Sängerin Vibeke und ihre Normannen mehr als freundlich
beklatscht wurden, vor allem als die Dame angesichts des Wetters alte schottische
Lebensweisheiten ans Publikum brachte: "Get Drunk [...] I am!" Genauso
übrigens, wie der Hubschrauberpilot, der mit Sturzflügen auf’s
Gelände mehrfach den Kamikaze mimte und den Beweis antrat, dass seine Turbine
sogar lauter als die gigantischen Marshall-Stacks auf der True Metal Stage war.
Auf der nun Candlemass für den Höhepunkt des ersten
Wackentages sorgten: It's High Doom! Tief und unheilverkündend zieht ein
Friedhofsglocken-Intro die feuchten Massen vor die Bühne, wo Oberkerze Messiah
Marcolin durch ein kruzifixverschöntes Bühnenbild stapft und nach einer
Warmlaufphase wie ein Flummi in Mönchskutte hüpft. Songs wie das flottere
"Born In A Tank" (vom 2005er Output "Candlemass" – "the
first new album in 17 years", wie Messiah noch missionierte) gehen aber auch
gut ins Gebein, selbst wenn man sich dabei nur noch tiefer in die Matschmassen
einzuwühlen droht.
Pünktlich um 20:45 Uhr betreten Oomph! komplett in weißen
Stramplern gewandet die Bretter, die hier die Welt bedeuten. Ihr Industrial-Metal
mit deutschen Texten lässt heute aber kaum noch erahnen, dass sich die Rammsteinchen
(vgl. "Du Hast" vs. Oomphs "Hast Du geglaubt") mal mehr als
nur etwas beim Sound und "neue Deutsche Härte"-Ansatz der Niedersachsen
bedient hatten. Doch ab der ersten Nummer ("Wenn Du weinst" vom aktuellen
"Wahrheit und Pflicht"-Opus) kommt doch einigermaßen Stimmung
auf, der sich für einige gar bis zu Strohballenpogen steigerte.
Unterdes entstand der Eindruck, dass ähnlich wie beim letzten Jahr (für
die Onkelz) auch an diesem Wacken-Donnerstag recht viele Fans für einen Tag
und genau eine Band angereist waren, nämlich Nightwish.
Schon beim "Meet&Greet" von Tarja & Co. hatte es rekordverdächtige
Schlangen gegeben, und das Gelände wimmelte ab ca. 21 Uhr nur so von Nachtwisch-T-Shirt-Trägern.
Trotz der inzwischen durchaus feuchtklammen klimatischen Bedingungen. Vor den
süßlichen Koloratursopran-Orgien flüchtete unsereins aber zugegeben
fast unmittelbar erst zu Mambo Kurt und seiner Wunderorgel (Hits,
Hits, Hits. Und wie immer Mordsstimmung verbreitend) und den Death-Thrash-Dänen
von Hatesphere in der "Wet"-Zeltbühne, die sogar
auch mitgröhlbare Cover wie "Bark At The Moon" von uns' Ozzy am
Start hatten.
Mit dem traditionellen Feuerwerk ging die "Night To Remember" in der
Tat erinnerungswürdig zu Ende.