3 Inches Of Blood waren zunächst noch nur Frühstücksuntermalung, aber eine gern genommene. Denn Tracks wie "Fire Up The Blades", Titelstück des aktuellen Albums, ließen das Rührei noch besser rutschen. "Wir spielen jetzt noch ein bis zwei Lieder und machen dann rüber zu Exodus", meinten die sympathischen Gesellen noch...
Carcass
.. und gaben damit auch uns das Stichwort. Allerdings hatte unsereiner genau so wenig wie die Blutkonserven gepeilt, dass Exodus auf den Slot der entfallenen Stone Gods gerutscht waren. An Stelle der Thrash-Legende brachten nun Sweet Savage um kurz vor Eins ihren Rock auf die True Stage: "Take No Prisoner", "Eye Of The Storm" oder auch das durch ein Metallica-Cover zu Berühmtheit gekommene "Killing Time" machten sich an diesem Morgen ausgezeichnet als gemächliche Anheizer...
... beispielsweise für Mercenary, die gewaltig abräumten und mit Tracks wie "Execution Style" auch nach eigener Einschätzung "the biggest Mercenary show ever" gaben (wobei die Dänen vermutlich nur die Zuschauerzahlen meinten). Nicht nur während dieses Auftritts kreisten übrigens gar nicht mal so kleine Drohnenflugzeuge mit Kameras gar nicht mal so knapp über dem Publikum. Ob sowas über derartigen Menschenmengen überhaupt erlaubt ist?
Mein wunderbarer Haschsalon
Wechsel zum gerade ziemlich würzig riechenden Pressezelt in den Backstagebereich. Ob da jemand gerade ein paar Tüten durchgezogen hatte? Egal, die offizielle Pressekonferenz der Veranstalter musste jetzt über die Bühne. Fand auch die Moderatorin, die heute allgegenwärtige Sabina Classen. Grad noch mit Holy Moses von der Bühne gehopst, meinte sie jetzt, die internationale Presse mit ihren Butterfahrt-Animationen auf die Pressekonferenz einstimmen zu müssen: "Als erstes mal einen fetten Applaus für die Macher dieses großartigen Festivals!", "Fragt hier nicht immer nach negativen Dingen, redet doch lieber von allem, was toll ist!" Eine naheliegende Frage stellte jedenfalls der noch von der vorhergehenden Pressekonferenz übrig gebliebene Peter Tägtgren (Hypocrisy, Pain). "Can I play here next year, Sir?" begehrte er von Thomas Jensen zu wissen. Was der Bernie Ecclestone der Hartwurst-Formel 1 lächelnd bejahte. So kommen diese Verträge also zustande!
Wir erfuhren dann noch, dass heuer erstmals Taschendiebstähle bei Crowdsurfern zum ernsten Problem wurden und dass im Vergleich zum letzten Jahr 2.500 Menschen mehr zugelassen wurden. Bei diesem zusätzlichen Kontingent handelte es sich ausschließlich um VIP und Presse. Dies tat ICS unter anderem, um der kurz vor'm diesjährigen Open Air ins Leben gerufenen "Wacken Foundation" weitere Publicity zu verschaffen. Mit Erfolg - kurz nach dem W:O:A war bereits ein Eingang von über 30.000 Euronen an Spendengeldern für die gemeinnützige Stiftung zur Förderung des Rock- und Metalnachwuchses und zur Hilfe für Fans und Musikern in Notlagen zu verzeichnen (vgl. auch Links unten).
Weitere Fragen griffen die wie üblich kursierenden wilden Gerüchte um die Headliner des 20. (Jubiläums-)Festivals im kommenden Jahr auf. Jensen kommentiert wortkarg: Mit Metallicas Lars U. habe er während R.A.R. und R.I.P. immerhin mal gesprochen, aber es gebe da einstweilen nichts zu bestätigen. Zu AC/DC bestünde bislang keinerlei Kontakt. Desweiteren konnte eine weitere Globalisierung des Wacken-Phänomens bekanntgegeben werden: Die Verträge für "Wacken Rocks Brazil" wurden bereits unterschrieben, das Festival soll vom 16.-17.05.2009 in Sao Paulo über die Bühne gehen. Ein Metal-Export in die USA wird noch vorbereitet.
Frischluft! Bier! As I Lay Dying! Die bekennenden Christen und Metalcore-Meister legen einen der tollsten Auftritte des ganzen Festivals hin. Beispielsweise zum keinerlei Wünsche offen lassenden "Within Destruction" bildeten sich spontane "Circle Pits". Der grundsympathische Sänger Tim Lambesis ließ es sich nicht nehmen, ausdrücklich Werbung für die Kollegen von Hatebreed (schon gelaufen) und Killswitch Engage (folgte noch) zu machen. "Meaning In Tragedy" vom "Shadows"-Album oder das extrem melodische "The Sound Of Truth" rissen einfach total mit. Ein Gastauftritt von Benny (Neaera) tat ein Übriges.
Dead Man Rocking
Der einzige Trost nach der letzten As I Lay Dying -Nummer: Ihnen folgten die zurück ins Leben gerufenen Carcass. Die 1985 von Jeff Walker und Bill Steer gegründete Legende hatte sich 1995 aufgelöst. Das W:O:A sah nun den Reunion-Auftritt von Walker (bss, voc), Steer (guit), Michael Amott (guit, u. a. Arch Enemy, Spiritual Beggars) und Daniel Erlandsson (drms; Arch Enemy). Der gesundheitlich eingeschränkte Original-Schlagzeuger Ken Owen wurde mit kurzem Bühnen- sowie Meet&Greet-Auftritt gewürdigt. Dies war, wie schon bei Cynic, mal eine der seltenen wirklich lohnenden Wiedervereinigungen. "Edge Of Darkness", "Corporal Jigsore Quandary", "Reek of Putrefication", "Carnal Forge" und "Heartwork" begeisterten mit herrlichen zweistimmigen Gitarrenparts, solidem Drumming, perfekt passendem Gesang und vor allem der positiven Ausstrahlung der älteren Herrschaften Walker/Steer. "Incarnated Solvent" wurde sogar auflockernd als Duett mit Angela Gossow (Arch Enemy) aufgezogen.
Es folgten Killswitch Engage mit einem gleichfalls aller Ehren werten Auftritt inklusive "This Fire", "My Curse" und natürlich des berühmten "Holy Diver"-Covers. Es folgten At The Gates. Und es folgten neuerliche Sturzregen. Was der schwedischen Death Metal-Institution aber relativ egal sein konnte. Ihr Publikum harrte bei Weisen wie "Raped By The Light Of Christ" oder "Slaughter Of The Soul" gerne aus, um so mehr, als es sich hier um einen der letzten Auftritte der auf Abschiedstour befindlichen Combo handelte.
Das war ohnehin nicht mehr zu toppen. Da wir Nightwish schon beim R.A.R. nicht ganz hatten vermeiden können, wurden jetzt die Schreibutensilien verstaut. Zum Schluss ein Ausblick: Die ersten 10.000 Tickets für das Jubiläumsfestival im August 2009 wurden bereits innerhalb von 24 Stunden nach Verkaufsstart abgesetzt.