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Gesehen! Wavves / 01.12.2009, Hamburg, Prinzenbar - Präsentiert von POP FRONTAL

Matschi statt Lofi

Text: Sandra Kriebitzsch

Die Vorfreude war groß. Lange hatte Geschrammel nicht mehr so begeistert. Nathan Williams aus San Diego versteht es, spätestens mit dem aktuellen Album "Wavvves" perfekte Lofi-Gitarren-Kracher am Band abzufeuern. Und das garniert mit hübschen Melodien und himmlischen Ouuoouh-Gesängen. Bislang nur mit seinem inzwischen gechassten Kumpel Ryan Ulsh am Schlagzeug unterwegs, hat der junge Kalifornier seit neuestem "eine richtige Band" am Start. Billy Hayes (Drums) und Stephen Pope (Bass) kennt man von Jay Reatard, die Wavves sind also um zwei alte Hasen aus dem Garagenpunk-Business verstärkt. Aber anstatt nun ein quietschbuntes Surf-Punk-Shoegazer-Feuerwerk zu entzünden und den Abend zu einer unvergesslichen Party zu machen, ging die ganze Performance in einem furchtbaren, nebulösen Matsch-Sound unter. Zum Heulen. Wenn’s nicht irgendwie trotzdem lustig gewesen wäre.

Wavves

Bereits unmittelbar vor Start des Konzerts, als Nathan Williams noch umständlich seine Effektgeräte einstöpselte, daddelte Billy Hayes ein wenig auf seinem Schlagzeug herum. Obwohl er noch gar nicht voll zuschlug, wunderte man sich schon über die Erschütterung, die seine Bassdrum-Tritte in der eigenen Magengrube auslösten.

Als die Wavves dann mit dem wunderschönen "Beach Demon" anfingen, zeigte sich das ganze Desaster: Matschsound vom Feinsten, ohrenbetäubend laut, das grollende Grauen. Auch der verzweifelte Versuch, die Position im Saal zu wechseln, schaffte keine Abhilfe. Die ca. 50 Anwesenden starrten reglos zur Bühne. Zwischen den Songs wurde zwar anständig geklatscht, und ein unbeirrbares junges Pärchen tanzte ausdrucksstark - von ausgelassener Feierstimmung aber keine Spur.

Vermutlich hat die Band auf der Bühne das Problem gar nicht wirklich bemerkt: Bill Hayes peitschte seine Jungs fröhlich nach vorne, Stephen Pope schüttelte seine staubwedel-artige Lockenpracht, und Nathan Williams sang aus voller Kehle. Aber es half alles nichts: Man hätte genauso gut eine Kreissäge durch den Marshall jagen können. Hits wie "So Bored", "No Hope Kids" und "California Goths" wurden - wenn auch ungewollt - schlichtweg zerschreddert.

 

 

Nach nur 35 Minuten verschwand Nathan Williams von der Bühne. Zunächst keine Reaktion im Publikum. Einen Moment brauchte man wohl, um gewahr zu werden, dass es das schon gewesen sein sollte. Einen anderen, um zu überlegen, ob man überhaupt noch mehr hören wollte. Einen weiteren, um verhalten doch zu klatschen. "Thank you, thank you", donnerte Billy Hayes semi-beleidigt von der Bühne herunter und schraubte gnadenlos seine Becken ab. Das war’s. Keine Zugabe.

Am Merchandising-Stand wurde der Bassist direkt von einem jungen Hornbrillenträger abgefangen. Ein Gesprächsfetzen drang zu uns herüber: "You were a good alternative to Pete Doherty tonight!" - "To whom? Morrissey?" Wir lagen lachend in der Ecke. Eins steht jedenfalls fest: hätte der gute Pete - äh, sorry, PeteR natürlich - am Wochenende zuvor in München einen vergleichbar miesen Sound wie die Wavves gehabt, hätte er ungestört die erste Strophe unserer Nationalhymne singen können. Keiner hätte es gemerkt.

 

Links:

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