The Black Heart Procession: The Spell - A spring that never came

The Black Heart Procession: The Spell (Touch&Go / Soulfood)

Die Hohepriester des schwermütigen Slowmotionrocks sind zurück und geleiten uns abermals in die dunklen Tiefen des Daseins. Pall Jenkins und Toby Nathaniel haben sich für „The Spell“ diesmal auf lediglich drei feste Mitstreiter eingelassen, die die neuen Songs instrumentieren. Wobei Joe Plummer am Schlagzeug (Modest Mouse) und Jimmy LaValle am Bass (The Album Leaf) keine gänzlich Unbekannten sind. Schon der Opener „Tangled“ auf dem nunmehr fünften Album der Band aus San Diego macht unmissverständlich klar, worum es auch hier wieder geht. Gefangen sein im Netz der Liebe, aus der es kein Entrinnen gibt. Liebe, die weh tut, natürlich. Dieses Motiv zieht sich nicht zuletzt im Bild des Wartenden durch das Werk von The Black Heart Procession. Mit „The Waiter #5“ haben wir ihn nun in der Pentalogie vorliegen. Er wartet noch immer, am Rande des Schnees. For a spring that never came. Der schwarze Rabe zieht seine Bahnen, die Mühle des Lebens dreht sich im Kreis, die Zeit verrinnt. The Black Heart Procession haben Zeit. Zeit ist ihr größtes Kapital. Die Großartigkeit ihrer Songs entfaltet sich in ihrer gefühlten Länge. Die ist nicht in den Minuten zu fassen, die sie tatsächlich dauern, sondern in dem Gefühl, dass sie ein Leben lang begleiten. Und sich immer dann im Meer der unendlichen akustischen Möglichkeiten nach vorne drängen, wenn wir wieder einmal mit dem Schicksal hadern. Selbstverständlich nur, so man sich auf diese Schwermut und diesen Pathos einzulassen versteht. Auf die stets monoton nölende Stimme von Pall Jenkins, auf die melancholischen Geigen und Pianoklänge, die monoton sägende Gitarre – und auf eben diese Langsamkeit. Dann gibt es ein fantastisches Kopf- und Bauchkino zu erleben. Dass Trübsal blasen übrigens auch beschwingt sein kann, zeigt sich insbesondere in Songs wie „GPS“, „Not Just Words“ oder „The Fix“, die gar eine gewisse Tanzbarkeit in sich tragen. Vielleicht liegt darin auch das Geheimnis, dass man sich trotz des strunzdepressiven Grundtenors am Ende nicht am Boden zerstört, sondern irgendwie geläutert und gut fühlt. Das schwarze Herz reingewaschen. Aber wie das so ist bei meisterhaften Bands: die endgültige Klärung der Frage, was sie eigentlich so großartig macht, bleibt offen und verliert sich in einem magischen, geheimnisumwitterten Zauber. Dem gehen wir natürlich in diesen Tagen genauer auf den Grund, wenn The Black Heart Procession hierzulande die Bühnen beschreitet. Bitte mitgehen!