
"Am Anfang", so kann man das hören, ist ein Coming-of-Age-Album, das vor allem von Verlust erzählt. Dem Verlust von Jugend, Unschuld, einer Liebe, womöglich: sich selbst. Wie alle wirklich großen Alben über Verlust ? "Blue", "Skeleton Tree", "Blackstar", "For Emma, Forever Ago" ? wächst auch dieses weit über sein Sujet hinaus und erzählt viel mehr über die Welt, das Leben, die Liebe, die Gesellschaft, die unerträgliche Leichtigkeit des Seins ? die Fähigkeit, loslassen zu können.
Tristan Brusch geht mit diesem Album zurück auf Start ? und damit mitten ins Herz seiner Kunst. Er hat dazu bestürzend schöne Lieder geschrieben, in diesem ganz speziellen Stil, den in diesem Land niemand sonst vergleichbar bravourös und hingebungsvoll beherrscht. Wir hören Spuren von Chanson, Chris Isaak, Nick Drake ? doch vor allem hören wir: Tristan Brusch. Eingängigkeit und Tiefgang, Poesie und Pop. Letztlich ist das hier Tristan-Brusch-Musik, ein Genre, das der Künstler erfunden hat ? und zu dessen Kern er mit "Am Anfang" weiter vordringt. Ganz überwiegend hat Tristan Brusch die neuen Songs in einer stürmischen Kreativphase im Sommer 2024 geschrieben. "Mein Trick besteht darin, mich nicht lange mit der Produktion hochklassiger Demos aufzuhalten, sondern direkt mit den Voice-Memos meiner Songs ins Studio zu gehen und sie dort möglichst frisch mit der Band zu spielen und aufzunehmen."
Die Unmittelbarkeit, die sich aus diesem Ansatz ergibt, hört man auf "Am Anfang" sofort. Sie lässt diese Songs organisch, dringlich klingen, im besten Sinne wie eine Live-Aufnahme aus dem Studio. So ähnlich war es auch: "Am Anfang" wurde im Frühwinter 2024 mit dem Produzenten Olaf Opal und den Musikern Felix Weicht (Bass), Timon Schempp (Schlagzeug) und Friedrich Paravicini (Streicher) in einem zum Studio umgebauten ehemaligen Kinderheim an der dänischen Grenze in nur vier Tagen aufgenommen, nach weiteren zehn Tagen für Gesänge und Overdubs war alles fertig. Das Album ist noch klarer und aufgeräumter als seine unmittelbaren Vorgänger. Stimmlich setzt Tristan Brusch weniger auf Modulation und dramatische Effekte, die Songs stehen im Vordergrund. "Ich wollte noch weniger Kunstfigur sein und dafür verletzlicher singen, angreifbarer auch", sagt er.
Auf seiner Suche nach höheren Wahrheiten begibt sich Tristan Brusch auch ins Getümmel aktueller Diskurse und ewig gültiger Sinnfragen. An den Nahtstellen der Gender-Debatte erzählt die Meta-Ebene des Albums von Ambiguitätstoleranz, Männlichkeitsbildern, romantischen Beziehungsidealen, die wir Hollywood-Opfer weiterhin mit uns herumtragen.
Durch diese Musik kann man völlige innere Freiheit erfahren, sie lässt einen über den Dingen schweben, eins mit allem werden, den Schmerz, die Reue, die Sehnsucht und sich selbst ertragen. Tristan Brusch ist natürlich ganz und gar nicht grausam, sondern ein Suchender, es geht ihm um Wahrhaftigkeit. "Am Anfang" ist zurück und nach vorn gedacht. Jedem Ende wohnt bekanntlich ein Anfang inne. (Text: Presseinfo)