
Was die Besetzung und das Instrumentarium angeht, hätte man dieses akustische Werk auch schon im 19. Jahrhundert aufführen können. So hören wir Fabiana Striffler an der Violine, Valentin Butt am Akkordeon, Andreas Lang am Kontrabass, Nora Thiele an den Frame-Drums und Richard Koch an seiner Trompete. Allerdings sind Kochs Kompositionen durchsetzt von der transatlantischen Geschichte der Pop-Musik der gut letzten 150 Jahre: Vom American Folk Book zum Internet-Radio - und zurück zum Dorffest in seine Wahlheimat Wustermark, von wo aus er mit der Regionalbahn immer schnell in die Jazz-Hauptstadt Berlin reisen kann. In einer Zeit, in der das transatlantische Verhältnis politisch zu kippen droht, kommen Kochs "Rays Of Light" gerade recht, um dem ganzen Wahnsinn auch als musizierender Europäer kulturell etwas entgegenzusetzen. Denn ist es ja gerade in der Musik besonders offenkundig, wie sich unsere kulturelle DNA gleicht und sich immer wechselseitig beeinflusst hat. So wie eben durch alle möglichen Spielarten der europäischen Folk- und Salonmusik, gekreuzt mit afroamerikanischen und orientalischen Einflüssen ? geprägt vom Christentum über den Islam bis hin zum Voodoo ? eine magische, erdumspannende, kreolische Musik entstanden ist: Der Jazz. Und dabei haben wir jetzt noch nicht mal über Bach, Dylan oder die Beatles gesprochen.
Kochs Stücke im Jahre 2025 lassen sich genauso wenig einer spezifischen Region oder Tradition zuordnen: Es ist Musik, die in die österreichischen Alpen ebenso passt, wie in die Provence oder nach New Orleans. Sie ist urban wie ländlich verständlich. Sie verarbeitet Balkan-Elemente wie Klezmer, wir hören im Ursprung orientalische Percussions, und mit dem Kontrabass kommt eine gute Portion Swing und Bop aus den nervösen Metropolen dazu. Das Akkordeon bietet dabei viel harmonischen Interpretationsspielraum und die Violine teilt sich eben diesen mit der Trompete, ohne sich dabei in metaphysischen Spekulationen zu verlieren.
Kochs Kompositionen wirken dabei so leichtfüßig wie farbenfroh. Als wolle er sagen: Hört her, liebe Menschen! Alle Musik der Welt ist hier, alles ist gut! Aber die Leichtigkeit seines Spiels, die auf seine Mitspieler*innen abzufärben scheint, bleibt sein sahniges Geheimnis. Treten Koch und sein Quintett von der Bühne ab, wird schnell alles wieder so grau, wie es vorher war. (Text: Presseinfo)