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Gesehen! Friend 'n Fellow / 05.10.2006, Köln, Stadtgarten
Freundliche Swingungen
Text: Klaus Reckert Live-Fotos: Bettina Reckter
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Friend 'n Fellow in Town - mit neuer CD "Crystal" und speziellen High-End-Lautsprechersystemen
"Utopia Be" (von in-akustik gestiftet) im Gepäck! Da schien es absehbar, dass sich die
Gemeinde der Freunde und Bewunderer des Weimarer Ausnahmeduos wieder zahlreich in der behaglichen
"Kabarett"-Atmosphäre des Kölner Stadtgartens zusammenfinden würde. Und so geschah es auch.
Im Vergleich zum 2004 genossenen Konzert am gleichen Austragungsort schien vor allem Thomas Fellow deutlich
gelöster, entspannter, ja bisweilen geradezu schelmisch aufgelegt. Heute lebt die Bühnenpräsenz
der beiden von mehr oder weniger liebevollen Neckereien.
Jedes Mal, wenn einer der beiden für eine Anmoderation das Wort ergreift, verpasst er dem anderen,
sich hierzu mit dem Publikum verschwörend, eine meist witzige Spotteinheit. So wird das Auditorium
von Constanze beispielsweise darin eingeweiht, dass "mit dem Alter ja die Sammelgier" zunehme, nur
dass Thomas leider keinen Bierdeckeln, sondern Gitarren verfallen sei, so dass es auf ihren Reisen im Auto
so langsam wirklich eng zu werden drohe. Thomas' Rache besteht zum Beispiel darin, zur Erläuterung
der Entstehung von "Flying High" Constanzes Flugangst zu thematisieren.
Die Setlist konzentriert sich zunächst auf die neue Veröffentlichung, bewegt sich dann aber vom
"Child Of Spring" (bei dem Thomas mitsingt und das in "Red Balloon" übergeht) zum
immer wieder verblüffenden Deep Purple-Cover "Black Night". Thomas soliert stehend ohne
Gurt und lässt Besucher ungläubig fragen; "Spielt er das wirklich alles alleine?"
Das Sweetbox-Cover "Shout" strahlt in der Friend 'n Fellow-Fassung erstmals Wärme aus. Mit
"My Favorite Girl", Constanzes innigem Liebeslied auf ihre Tochter, erreicht der Abend einen
ersten Höhepunkt. Halsbrecherisches Picking kennzeichnet "Ring Of Fire", bei dem die zierliche
Sängerin zeigt, wie mühelos tief sie auch zu intonieren vermag. "Far Away" und
"Tomorrow" sind zwei dieser Traumballaden, wie nur dieses Duo sie hinzubekommen scheint, gefolgt vom
"Golden Angel" und der traditionellen Pause. Die wird mit dem Titelstück des neuen Albums
wieder unterbrochen - atemberaubend hier vor allem Thomas' Fingerstyle-Spiel und seine Bassbegleitung.
"My Baby Cares About Me" (Nina Simone) versetzt den kleinen Saal in Swingungen. Nach dem
etwas älteren "Blue Bird" darf "Melting Away" noch beweisen, dass es live viel
intensiver als auf der neuen CD wirkt. Die vom entfesselten Publikum erklatschten Zugaben umfassen "Matilda",
"Highway To Hell" (sic!) und das von Tim Fischer inspirierte zarte "Elf", das auch das
aktuelle Album beendet.