Superpunk: Einmal Superpunk, Bitte!

Superpunk: Einmal Superpunk, Bitte! (L'Age d'Or / Rough Trade)

Wasser marsch! 2001 spülte ein knalliges, buntes Soul-Punk-Paket unsere von der Hamburger Schule fast schon gelähmten Hirne frei und bewies, dass in der Freien und Hansestadt doch noch ein Rest ungestümen Liedgutes zu finden war. Heute sind der Bruder mit den „neuen Zähnen“, der „Ehrliche Mann“, den man nicht auf seine Knie zu zwingen vermochte, der „Herr Fabrikant“, der „Ignorant“ und der „Idiot“ real nicht existierende Partyfiguren, fehlen aber trotzdem selten auf einer anständigen Festivität. Und selbst der Amazon-Kaufladen hat nur noch ein einziges klägliches Exemplar auf Lager. Da darf man sich schon mal in Posen üben, meine Herren. Und wenn es auch nur vor der ebenso kitschigen, wie hässlichen Fototapete geschieht, welche die Skyline einer Stadt zeigt, in die man gar nicht wirklich fahren möchte. Im Gepäck haben sie 13 neue Stücke, und die gehen konsequent den eingeschlagenen Weg weiter, treten mit dem Motto „Es gibt nur ein Leben und deswegen weigere ich mich aufzugeben!“ gleich gepflegt allen Phlegmatikern dieser Welt in den Arsch und haben damit irgendwie wieder den Nervenstrang getroffen, der sich durch die gesamte Platte zieht. Es gibt nicht viele Alben, die sich vollkommen schmerzbefreit mehrere Male hintereinander durchhören lassen, ohne Langeweile zu verspüren. Will man mitunter ja auch gar nicht. Liegt es an der Mischung aus den wieder kruden, kleinen, detailgetreuen Alltagsszenerien, der daher gebrachten latenten Bösartigkeit und einer nahezu perfekten Produktion? Oder sind Superpunk derzeit einfach die frischeste, authentischste und geilste Shyce, welche die hiesige Musiklandschaft zu bieten hat? Die Plattenleger der Clubs werden zugreifen und die Menschen tanzen. Platte des Monats im Sommer, der keiner ist. Auf ihrer ausgiebigen Tour solltest du in der ersten Reihe stehen. Da jedenfalls wird es garantiert heiß hergehen.