The Twilight Singers: Powder Burns - Keine Atmosphäre

The Twilight Singers: Powder Burns (One Little / Rough Trade)

Die Twilight Singers sind die Band von Greg Dulli, der auch Sänger der 2001 aufgelösten Afghan Whigs war. „Powder Burns“ ist die vierte Veröffentlichung der Truppe, die als Sideproject begonnen hat. Und fangen wir gleich mit dem Schlimmsten an: „Forty Dollars“, der fünfte Song auf „Powder Burns“, ist in Teilen ein Cover von „She loves you“. Der Refrain des Beatles-Stücks aber erstickt an Dullis musikalischem Kleister, und was übrig bleibt, klingt so dermaßen nach den Smashing Pumpkins, dass man noch mal extra die Credits auf dem Booklet durchliest – aber kein Billy Corgan ist dabei. Stattdessen Gäste wie Ani Di Franco und Mark Lanegan, der die Twilight Singers übrigens auch auf Tour begleitet.
Machen wir mit dem Besten weiter: Greg Dullis großartiger Stimme, die nicht nur wie die Smashing Pumpkins, sondern auch wie Soundgarden („There's been an accident“) klingen kann, die wahrscheinlich noch die dümmste Musik auf ein annehmbares Niveau heben würde, „Powder Burns“ aber in atmosphärische und textliche Abgründe führt, wo es finster wird und die Seelen leiden.
Keine schlechten Themen, die menschlichen Dramen. Und Dulli hat Erfahrung damit. Aber irgendwie läuft beim Hören Song für Song die Wände herab und versickert im Parkett. Spurlos. Es zuckt kein Knie und nickt kein Kinn, keine Energie bahnt sich den Weg aus dem Magen und kein Fenster muss aufgerissen werden für diese Musik.
Das Profi-Fanzine Persona Non Grata nennt das trotz allen Bombastes „träge“, „müde“ und „schnarchig“. Man kann es auch uninteressant nennen – obwohl oder weil Produktion, Sound, Songwriting so überzeugend sind. Dass Teile des Albums in einem Studio im gerade durch den Hurrikan verwüsteten New Orleans aufgenommen wurden, bei Kerzenlicht und Stromgeneratoren, das hört man dem Endprodukt nicht an: keine Atmosphäre der improvisierten, rohen, widerspenstigen, rissigen Kreativität. Darum ist man auch auf die dem Sound naheliegenden Videoclips nicht unbedingt gespannt. Aber möglicherweise hat Greg Dulli ja der Versuchung widerstanden, nächtliche Städte und sich in regennassen Fahrbahnen spiegelnde Autolichter zu zeigen. Wie atmosphärisch sich die Twilight Singers auf den wenigen angesetzten Konzerten zu präsentieren wissen, möge der geneigte Hörer im Club seiner Wahl überprüfen.