Pere Ubu: Why I Hate Women - Here we go, girls

Pere Ubu: Why I Hate Women (Glitterhouse / Indigo)

Frauen mag er also nicht, der David Thomas. So, so. Nichts zu spüren von lässigem Über-den-Dingen-Stehen im Allgemeinen und dem anderen Geschlecht gegenüber im Besonderen, wie es bei anderen, in die Jahre gekommenen Vertretern der menschlichen Spezies gerne anzutreffen ist. David Thomas, mit seinen Pere Ubu inzwischen bereits über 30 Jahre aktiv, geht noch immer ungestüm zur Sache. „Why I Hate Women“ müsste das mittlerweile 20. Album der urspünglich aus den Proto-Punkern Rocket From The Tombs aus Cleveland hervorgegangenen Band sein. Und das Merkwürdige: es könnte ebenso aus den 70ern stammen, auch wenn man David Thomas alles andere als mangelnde Experimentierfreudigkeit oder fehlende Weiterentwicklung vorwerfen kann. Geheimnisvoll verstörend setzt das Album mit dem Opener „Two Girls (One Bar)“ ein. David Thomas singt in bekannt lakonisch jammernder Manier („All the women that hang around are lookin for a Bukowski“), während es im Hintergrund plockert und plinkert wie in einem schlecht eingestellten Radiosender. Gitarre, Bass, Schlagzeug, aber auch Bläser, Theremin und natürlich Synthesizer sorgen mal dissonant, mal harmonisch, aber stets pointiert für die instrumentelle Untermalung. Nachdem eingangs eine unheimlich heimelige Stimmung („Blue Velvet“) verbreitet wurde, werden plötzlich zwei veritable Schräg-Punk-Knaller („Caroleen“, „Flames over Nebraska“) auf's Parkett gelegt. Super. Die Frage, ob „experimentell“ nach 30 Jahren immer noch „experimentell“ ist, wenn sich am Grundansatz nichts geändert hat, muss mit einem klaren Ja beantwortet werden. Solange das, was Mr. Thomas und seine Mitstreiter hervorbringen, vielem heute Produzierten in seiner obskuren Schönheit, seiner atonalen Harmonie und seiner Gänsehaut hervorbringenden Schrägheit um Längen voraus ist, ist gut, dass Pere Ubu immer noch machen, was sie schon immer machen. Nur dass das, was vor 30 Jahren getrost als Avantgarde bezeichnet werden konnte, heute immer noch dieses Etikett verdient, sollte nachdenklich stimmen. Bedenklich natürlich auch, dass David Thomas keine Frauen mag. Was sich beim genauen Betrachten der Texte allerdings in ein Schmunzeln auflöst – auch wenn es sich laut Booklet um eine ironiefreie Scheibe handelt – und das eine oder andere Weibsbild nicht davon abhalten sollte, ein Konzert der heute startenden Tour zu besuchen. Here we go, girls…