Navel: Frozen Souls – Aggressive Schweizer in einer trostlosen Welt

Navel: Frozen Souls (Louisville / Universal)

„Flowers bloom in their season / when others have to die / some have lost their memories / others do not mind.“ Schmalzige Songzeilen sind das, ein Chorus, der mit langen Uuuuhs gefüllt wird und nach „Where Is My Mind“ klingt, und dazu ein Titel (Blue World), der quasi nach Taschentüchern schreit. Schon fragt man sich, ob da noch Mundharmonika kommt. Aber halt: Dies ist der einzige Ausbrecher auf dem sonst lauten und aggressiven Debüt-Album von Navel (zu Deutsch: Nabel). Lässt der Opener und Namensgeber „Frozen Souls“ mit Slidegitarre und durchgezogenen Becken noch nicht erkennen, dass man es hier meist eher mit härterem Grunge zu tun hat, wird man später umso mehr an Nirvana und 90er Grunge erinnert.
Jari Altermatt, Sänger, Gitarrist und Produzent von Navel, tut mit blonden Haaren, weißer Sonnenbrille und zerschlissener Hose auch brav was für die passende Optik. Durch teils brutale Metal-Härte oder auch Blues-Aspekte kommt bei dem Schweizer Trio aber keine Langeweile auf. Dass er besser singen als schreien kann, scheint er dagegen noch nicht gemerkt zu haben. Oder aber: Wie beim lässig runtergeleierten „Out Of My Way“ öfter mal die Bassistin von der Zweit- zur Erststimme befördern. Ach ja: Die Mundharmonika kommt nach vier Minuten „Blue World“ dann übrigens noch. Wie trostlos die Welt doch ist.