Kitty Solaris: My Home Is My Disco - Träume in der Küche

Kitty Solaris: My Home Is My Disco (Solaris Empire / Broken Silence)

„Homefucking is killing prostitution“ – Kiwisex nannte sich die Band in den Achtzigern, deren minimal origineller Slogan als Antwort auf eine Kampagne der Musikindustrie verstanden werden wollte. Und die Trends heute so? Der Lüneburger Exportschlager Kolkhorst spielt auf persönliche Einladung in deutschen Küchen, und Kitty Solaris komponiert sogar ihre Lieder dort. Im lauwarmen Kartoffelpuff, dem letzten Ressort für braune Soße und wilden Braten. Und um dem Ergebnis noch schnell eine Spiegelkugel als Krone aufzusetzen, wird der heimischen Butze auch noch der Titel „My Home is my Disco“ als (zweifelhafte?) Ehre zuteil. Jedoch: Wer nun befürchtet, auf abgestandenen Liedermacher-Pamps und verkrustete Rezepte von gestern zu treffen, hat den Abwasch ohne die Kratzbürste Solaris verrichtet. Was nicht bedeutet, dass hier jedes Arrangement glitzert und glänzt. Im Gegenteil: Lo-Fi und Energiesparmodus erzeugen neben Franck-,Vega- und Nordenstam-Klängen aus dem Küchenradio einen ganz eigen glitzernden Belag auf dem Geschirr. Was am Ende mal nach wohngemeinschaftlichen Entzerrprozessionen vor dem nächsten Auszug klingt, oder wie in „Shiny Seagull“ einfach schön nach Fenster zum schattigen Hinterhof am ersten Frühlingstag. Und wer hat eigentlich behauptet, dass Träume in der Küche verboten seien? Vom Nachbarn vielleicht. Oder einer funktionierenden Dunstabzugshaube. Das Letztere wäre vergleichsweise aber schon wieder viel zu sauber und porentief rein. Kreatives Kochen live für alle gibt es übrigens schon ab dieser Woche – vor der Veröffentlichung des Album am 24. April – bis hinein in den Mai. Auf kleiner, aber wirklich feiner Flamme!