DM Bob & Country Jem: Bum Steer - Lasst die Kühe tanzen!

DM Bob & Country Jem: Bum Steer (Hazelwood / Cargo)

Manch einer erinnert sich sicher noch an die legendäre Star-Trek-Folge „The Way To Eden“, als Spock spontan zusammen mit einer im Weltraum aufgegabelten Horde Hippies musiziert: die Hippies spielen, ganz wie es sich für's 23. Jahrhundert gehört, gute alte Beat-Musik, bevor das alte Spitzohr auf seiner vulkanischen Harfe dem Ganzen etwas Sphärisches einhaucht. Ein ähnliches Experiment haben wir gestartet: Wir haben „Bum Steer“ von DM Bob & Country Jem auf den Plattenteller gelegt – wobei es sich um erdigen (jo!), mal dreckigen, mal herzergreifenden, mal schunkeligen Country-Rock handelt -, und dazu per Internet-Stream synthetische Klänge von der Website „longplayer.org“ laufen lassen. Klingt super. So ähnlich wie Käsebrötchen mit Marmelade. Oder Raumzeit, die vor Krümmung quietscht („Herr Einstein! Give me a PhD!“). Beim Longplayer handelt es sich um ein am 1.1.2000 gestartetes Projekt, bei dem eine Musik-Sequenz geloopt und mittels der mathematischen Formel „Play from position (at time t) for 2 minutes, where: position (at time t) = position (at time t – 1) + increment“ verändert wird. Bis zum 31.12.2999 wird der Longplayer weiterspielen, ohne sich ein einziges Mal zu wiederholen. Die Original-Sequenz hat Jem Finer komponiert, seines Zeichens Mitbegründer der Pogues und – der aufmerksame Leser wird es erraten haben – die zweite Hälfte von DM Bob & Country Jem. Als Country Jem hat er so gar kein Problem mit sich wiederholenden Musik-Sequenzen, ist dies doch ein Wesenmerkmal von gutem, altem Rock'n'Roll, den er hier gewürzt mit Country, Cajun, Blues und Bluegrass mit seinem Kumpel DM Bob auf allerlei bodenständigen Instrumenten zum Besten gibt. DM Bob hat's übrigens irgendwann vom Mississippi an die Elbe verschlagen, und er hat im echten Leben einen ähnlich absurden Job wie Jem: er bringt den zwei Typen, die sich im Fernsehen immer um die Milchschnitte streiten, Englisch bei. Wenn Bob und Jem nun zusammen loslegen, treibt es einem gemäß der Formel „Zähl von 1 bis 4 und lass die Kühe tanzen“ die Milchsäure in die Schenkel. Denn wer nicht sofort zum Squaredance auf's Parkett springt, dem sitzt das Herz nicht am rechten Fleck. Hier geht's so unmittelbar und rau zur Sache, dass man manchmal gar eine Träne wegdrücken muss, ob der bei all ihrer Trashigkeit so reinen und direkt ins Herz zielenden Knaller. Live werden demnächst auf Tour alle Register gezogen, wenn Jem wieder sein Banjo in Flammen setzt und damit ein kleines Leuchtfeuer in den Weltraum schickt, das, so es ein paar Lichtjahre entfernt jemanden auf einer fernen Raumstation erreicht, die Botschaft von der Zeitlosigkeit des Rock'n'Rolls überbringt. Rock'n'Roll will never die, und das ist (von vielen Ausnahmen abgesehen) gut so, im Fall von „Bum Steer“ sogar sehr gut. Manche Dinge sollen sich eben verdammt nochmal wiederholen. Immer wieder.