O.S.T./V.A.: Palermo Shooting - Musik zum neuen Wim Wenders-Film

O.S.T./V.A.: Palermo Shooting (City Slang / Universal)

Wir erinnern uns an den Frühsommer 1990: Campino grölt sich quer über den Brenner zur WM ins „Azzuro“-Land. Das Video zeigt vom Bier getötete Hosen und ein verreckendes Auto. Schnell hin und später schon irgendwie wieder wegkommen. Achtzehn Jahre und einen Herbstanfang später ist der Düsseldorfer Fortune zurück. Dieses Mal in einem Film von Wim Wenders. „Palermo Shooting“ statt Elfmeterschießen. Campino mimt (wohl mehr schlecht als recht) einen Starfotografen, der seine eigene Sinnkrise zu fokussieren versucht. Vom Rudeltier zum tätowierten einsamen Wolf. Viele Kritiker sch(l)ießen sich gerade zu einem Abwehrbollwerk zusammen, als plötzlich der Soundtrack zum Film erscheint. Erstklassig aufgestellt und voller taktischer Finessen. Campino zum Glück nicht im Kader. Dagegen bilden Nick Caves Grinderman, Konstantin „Get Well Soon“ Gropper, Iron&Wine und Calexico das Gerüst eines beeindruckenden All-Star-Teams. Deren Songs wurden tatsächlich exklusiv für „Palermo Shooting“ produziert. Doch selbst bereits bekanntes Material spielt so unauffällig gut, dass Portishead, Velvet Underground oder Bonnie Prince Billy mit Matt Sweeney sich vollkommen problemlos ins Teamgefüge einpassen. Mit Beiruts „Postcards From Italy“ wird nicht nur die Altstadt Palermos erkundet, Filmfigur Finn darf zu Beth Gibbons ins Bett steigen, Jason Collett nochmal sein innenohrtaugliches „We All Lose One Another“ auf Friedhofsmauern kratzen. Nur kurz bevor die (bereits 1990 verstorbene) sizilianische Musikerin Rosa Balistreri mit rauher Stimme ihr eigenes Testament besingt. Man könnte noch so viel erzählen. Vor allem aber wohl, dass sich dieser Soundtrack nach kürzester Zeit zum ganz eigenen Film entwickelt. Und wer zwischen all den Impressionen mal am Ende von Fabrizio de Andrés „Quello Che Non Ho“ ganz genau hinhört, findet sogar einen kurzen akustischen Cameoauftritt aus Steven Spielbergs „Close Encounters of the Third Kind“. Und auch ein zugehöriges Live-Erlebnis steht an: am 13. Dezember gibt es „The Music of Wim Wenders“ im Berliner Tempodrom mit Lou Reed, Get Well Soon, Jason Collett und Monta als Special Guests. Wim Wenders präsentiert ein Livekonzert des Filmorchester Babelsberg unter der Leitung von Irmin Schmidt (Can) mit Filmmusiken aus „Der Himmel über Berlin“, „Alice in den Städten“, „Der amerikanische Freund“, „Million Dollar Hotel“ und eben „Palermo Shooting“.