Geoff Berner: Klezmer Mongrels – Ein verkorkstes Hochzeitsalbum

Geoff Berner: Klezmer Mongrels (9pm Records / Indigo)

Was haben Claudia Jung und Geoff Berner gemeinsam? Nun, beide befassen sich auf den ersten Blick mit im weitesten Sinne volksnaher Musiktümelei und engagieren sich zudem politisch im wählbaren Randspektrum. So oder so gesehen tanzen also beide auf den verschiedensten Hochzeiten. Während die Jung indes ihre glatte musikalische Schlager-Schale höchstens mal mit Goldenen Stimmgabeln anpiekst, nimmt sich der jüdisch-kanadische Songwriter Berner die patinabelegte Klezmer-Tradition mal so richtig zur Brust. „Klezmer Mongrels“, was frei übersetzt auch „Klezmer Bastarde“ lauten könnte, spielt auf der Straße. Es ist weniger Musik zum Feiern, sie springt nicht aus Geburtstagstorten. Das Album ist Abschluss einer Trilogie, die 2005 mit dem (immer noch) Import „The Whiskey Rabbi“ begann und 2007 „The Wedding Dance Of The Widow Bride“ (9pm Records) fortgesetzt wurde. „Weil Klezmer zu einem großen Teil Hochzeitsmusik ist, beschloss ich, ein Hochzeitsalbum zu schreiben. Aber es ist mein Hochzeitsalbum und folglich ein bisschen verkorkst“, stellte Berner seinerzeit hinter seinem Akkordeon fest. Um also jetzt auf Teil Drei nicht minder respektlos die Gästereste wegzufegen. Was ihn mit der Bayerischen Landtagsabgeordneten Jung (aka Ute Singer!) verbindet, ist der gemeinsame Fatalismus in den Texten, den freilich beide höchst unterschiedlich konterkarieren und interpretieren. Große Kunst, wenn Berner mit dem jiddischen Begriff „Fukher“ („Fan“) jongliert oder „Half of German culture is divine / And I guess we'll breed the rest all out in time“ im doppelbödigen Singalong seinem „Half German Girlfriend“ widmet. Raus auf die Straße, in die Konzerte! Tour läuft!